Die künstliche Bauchspeicheldrüse
Universitätsspital Bern
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Medizin

„Künstliche Bauchspeicheldrüse“ hilft Diabetikern

Diabetes-Patientinnen und -Patienten, die auf Dialyse angewiesen sind, können ihre Blutzuckereinstellung mit einer voll automatisierten „künstlichen Bauchspeicheldrüse“ deutlich verbessern. Das zeigt eine Studie der Universitäten Bern und Cambridge.

Demnach können diese Patientinnen und Patienten ihre Blutzucker-Zielwerte mit diesem „künstlichen Pankreas“ während 53 Prozent der Zeit einhalten. Mit einer herkömmlichen Insulin-Spritzentherapie gelinge das nur in 38 Prozent der Zeit, wie die Universität Bern am Mittwoch mitteilte. Blutzuckerwerte außerhalb des Zielwerts würden mit diesem System also deutlich verringert. Zusätzlich minimiere dieses System das Risiko von Unterzuckerungen.

Die Forschungsgruppe aus dem Inselspital, Universitätsspital Bern, veröffentlichte die Studie am Mittwoch zusammen mit dem Partnercenter des Addenbrooke"s Hospital in Cambridge UK im Fachmagazin „Nature Medicine“.

Automatische Messung und Korrektur des Blutzuckers

Diabetes in Verbindung mit Nierenversagen mache die Regulierung des Blutzuckerspiegels sehr anspruchsvoll, die genannte Patientengruppe ist demnach besonders vulnerabel und der Blutzuckerspiegel kann bei diesen mehrfach erkrankten Personen leicht aus den Normwerten abgleiten. Sogenannte Closed-Loop-Systeme kontrollierten und korrigierten den Blutzuckerspiegel automatisch, erklärte das Inselspital in seiner Mitteilung. Eine separate Messung des Blutzuckerspiegels und Insulinspritzen seien nicht mehr nötig.

Schematische Zeichnung der Bestandteile der künstlichen Bauchspeicheldrüse.
Hovorka R, Nat Rev Endocrinol 2011
Schematische Zeichnung der Bestandteile der künstlichen Bauchspeicheldrüse

„Damit ist der Nutzen moderner Diabetestechnologie auch in dieser überaus verletzlichen Patientengruppe belegt“, sagte Christoph Stettler, Direktor der Berner Universitätsklinik für Diabetologie, Endokrinologie, Ernährungsmedizin und Metabolismus. „Mehr als 3,5 Stunden täglich bewegten sie sich länger innerhalb des Blutzuckerzielbereiches. Das ist ein enormer Gewinn von Therapiekontrolle, Sicherheit und Lebensqualität.“

Vergleich mit Insulin-Spritzentherapie

Für die Studie erhielten 26 Patienten in zufälliger Reihenfolge während je 20 Tagen eine Closed-Loop-Insulintherapie oder eine herkömmliche Insulin-Spritzentherapie. Die Blutzuckereinstellung wurde durchgehend mit einem Glukose-Sensor gemessen. Während der Studienzeit erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine normale ambulante medizinische Betreuung (drei Dialysesitzungen pro Woche). Das Ziel der Studie war, dass die Probanden möglichst viel Zeit im Blutzuckerzielbereich 5,6 bis 10,0 Milimol pro Liter zubrachten.

Die Blutzuckereinstellung habe sich während der Beobachtungszeit von zwanzig Tagen stetig verbessert, so Lia Bally, die Leiterin der Forschung und Fachbereichsleiterin Ernährung und Metabolism am Berner Spital. Von einer weiteren Zunahme des Nutzens mit einer Tragzeit über 20 Tage sei auszugehen.

“Große Bedeutung für anspruchsvolle Patientengruppe“

Die Systeme aus der Studie würden vollautonom funktionieren und sich laufend über einen intelligenten Lern-Algorithmus den individuellen Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten anpassen. „Die Studie zeigt die große Bedeutung von lernenden, auf die Person abgestimmten Therapien bei einer anspruchsvollen Patientengruppe mit schnell wechselndem Insulinbedarf“, fasste Bally zusammen.

Die Universitäten hatten die Anwendung der „künstlichen Bauchspeicheldrüse“ bereits vor drei Jahren in Zusammenhang mit Diabetesmanagement im Spital untersucht. Das Studienergebnis war ebenfalls positiv.