Drei ältere Frauen auf einer Bank
APA/dpa/Julian Stratenschulte
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Geschlechterkluft

Frauen auch im Alter stark benachteiligt

Die Lebenserwartung in den reichen Ländern steigt laufend. Davon profitieren vor allem Männer, wie eine Studie steigt. Unter anderem sind sie finanziell besser abgesichert und sozial weniger isoliert als Frauen. In Österreich ist die Kluft zwischen den Geschlechtern besonders groß.

Die Menschen werden immer älter. Schon heute gibt es mehr als 700 Millionen Menschen, die älter als 65 Jahre sind, also fast zehn Prozent. Ihr Anteil soll sich bis 2050 mehr als verdoppeln. Unter den Betagten sind mehr Frauen als Männer, denn ihr Lebenserwartung ist global um etwa vier bis fünf Jahre länger, in OECD-Ländern (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) sind es etwas mehr als drei Jahre, wie die Forscherinnen und Forscher um Cynthia Chen von der Universität Singapur in ihrer soeben im Fachmagazin „The Lancet Healthy Longevity“ erschienenen Studie schreiben.

Das längere Leben sei für die Frauen aber nicht unbedingt ein Vorteil, denn sie verbringen die zusätzlichen Jahre oft in Armut und bei schlechter Gesundheit. Das zeige ein Vergleich von 18 OECD-Ländern. Darunter ein großer Teil der europäischen Länder wie etwa auch Österreich, außerdem Japan und die USA. Die Studienautoren haben auf Basis verfügbarer Daten der OECD und der Weltbank einen Index berechnet, der die Situation der Menschen im Alter zusammenfasst und fünf zentrale Lebensaspekte erfasst: Ressourcenverteilung (Geld und Ausbildung), Wohlergehen (Gesundheit und Lebenszufriedenheit), Engagement und Produktivität, soziale Integration und Sicherheit (finanzielle genauso wie physische).

Große Kluft in Österreich

Allgemein für beide Geschlechter schnitten die skandinavischen Länder sowie die Niederlande und Japan am besten ab. Länder wie Deutschland und die USA lagen im Mittelfeld, und viele Länder in Süd- und Osteuropa wie Ungarn oder Slowenien rangierten am unteren Ende der Skala. Besonders große Unterschiede zwischen den Geschlechtern wurden für die Niederlande, Österreich, Italien und Dänemark beobachtet, am ausgeglichensten war das Verhältnis in Finnland, Irland, Polen und Spanien.

Am größten seien die Unterschiede bei der sozialen Integration – wohl vor allem deshalb, weil Frauen häufig länger leben als ihre Partner und dann oft alleine bleiben. Auch bei den Faktoren Produktivität und Engagement sowie Verteilung von Ressourcen standen Männer in allen 18 untersuchten Ländern besser da als Frauen.

Maßnahmen gegen die Kluft

Unterschiede zwischen den Geschlechterrollen prägen wohl nicht nur die Lebenswelten von Männern und Frauen, sondern auch das Erleben des Alterns, schreiben die Forscher und Forscherinnen: Frauen leben zwar länger, verbringen aber auch längere Zeiten bei schlechter Gesundheit, verdienen weniger und hätten eine höhere Wahrscheinlichkeit, im Alter alleine zu leben.

Laut den Studienautoren brauche es dringend Maßnahmen, damit sich die lebenslange Ungleichheit im Alter nicht fortsetzt und mitunter sogar verstärkt. Nicht nur eine bessere finanzielle Absicherung, etwa durch Anhebung der Mindestpensionen, sei notwendig, sondern auch Programme, die der sozialen Isolation der älteren Frauen entgegenwirken.