Helle Flammen im Dunkel der Nacht: Waldbrand auf der griechischen Insel Euböa
ANGELOS TZORTZINIS/AFP
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Neues Modell

Klimawandel lässt Waldbrände eskalieren

Derzeit frisst sich Feuer durch Wälder in Italien, Griechenland, Spanien und der Türkei, auch in Sibirien und Kalifornien haben Waldbrände bedrohliche Ausmaße erreicht. Das ist laut Modellrechnungen vor allem dem Klimawandel geschuldet.

Florian Kraxner vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg hat mit Kollegen ein Modell namens „FLAM“ erstellt, das bei verschiedenen Klimaszenarien und Bewirtschaftungsformen weltweit die Wahrscheinlichkeit für Waldbrände, deren Ausdehnung und Intensität berechnet.

„Nur wenn wir sofort auf den Pfad der Klimaziele von Paris schwenken, die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius bis 2100 einzudämmen, können wir der Ausbreitung von Waldbränden einigermaßen Einhalt gebieten“, sagt Kraxner: „Wir wissen mittlerweile ganz klar, dass alles, was über dem Zwei-Grad-Erwärmungsziel liegt, auch gewaltige Anstiege im Waldbrandrisiko mit sich bringt.“

Auch Österreich betroffen

Doch selbst dann würden die Waldbrände noch einige Jahrzehnte heftiger und häufiger werden, bis sie sich vielleicht wieder auf dem jetzigen Niveau einpendeln. Dass der Klimawandel die Hauptursache für solche Kalamitäten ist, würde auch der zu Wochenbeginn veröffentlichte sechste Sachstandsbericht des Weltklimarates (IPCC) eindrücklich beschreiben, so der Experte.

Dichter Rauch in einem Nadelwäldchen
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Waldbrand auf der griechischen Insel Euböa

Auch in Österreich steige die Forstbrandgefahr: „Wir haben berechnet, dass hier sowohl die Wahrscheinlichkeit, dass ein Feuer ausbricht, als auch deren Brandfläche zunehmen“, so Kraxner. Aufgrund der alpinen Landschaft sind sie meist sehr schwer zu bekämpfen. „Es ist wegen der Hänge sehr gefährlich und wir haben hierzulande keine speziellen Waldbrandtruppen, auch wenn die Feuerwehr oft dafür geschult wird.“

Die Ausbreitungsgeschwindigkeit kann hangaufwärts sehr stark zunehmen und es ist für die Einsatzkräfte fatal, oberhalb eines Waldbrandes eingeschlossen zu werden. Das könne ihnen sogar passieren, wenn sie von unten her auf das Feuer zugehen. „Es fällt auch immer wieder brennendes Material wie Wurzelstöcke den Hang hinunter und entzündet ihn zusätzlich von unten“, erklärt Kraxner: „Dadurch können die Einsatzkräfte von unten vom Feuer unterlaufen werden.“ Hilfreich bei der schnellen Eindämmung von Bränden sei hingegen die hohe Dichte an Forststraßen hierzulande, weil sie den Zugang für Löschfahrzeuge und Feuerwehrmänner erleichtert.

Problemzonen: Sibirien, Südeuropa

Das Modell zeigt für Sibirien, dass dort die Waldbrände jedes Jahr früher beginnen und immer heftiger werden. Sie wüten dort seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion auch recht ungehemmt, weil es zu wenige Feuer-Überwachungstürme, nicht genügend Löschmannschaften mit Flugzeugen und andere Maßnahmen gibt, so Kraxner: „Teilweise war in einem Gebiet der Größe Indiens nur mehr ein größeres Löschflugzeug stationiert, das man hin und wieder fliegen ließ, um die Leute zu beruhigen“. Gegen die Brände kann es aber nichts ausrichten: Wenn es seine paar Tonnen Wasser abwirft, sei das wie der sprichwörtliche Tropfen auf einem heißen Stein.

In einer weiteren Problemzone, dem Mittelmeerraum, spielen nebst Klimawandel auch andere Dinge dem Feuer in die Hand: Manchmal werden Brände aus Landspekulation mit Absicht gelegt, aber auch die Bewirtschaftung habe sich verändert. Weil dort immer weniger Schafe und Ziegen in den lichten Wäldern den Unterwuchs herausfressen und dieser nicht mehr als Brennholz genutzt wird, gibt jener nunmehr dem Feuer zusätzliche Nahrung. „Es ist ganz klar für Italien, Spanien und Teile der Türkei nachgewiesen, dass dies die Waldbrandgefahr und -Intensität erhöht.“

Gegenmaßnahmen möglich

Das Modell spuckt deshalb auch für die jeweiligen Regionen Management-Maßnahmen aus, um die dortige Forstbrandgefahr zu reduzieren. „Das können etwa das vermehrte Pflanzen anderer Baumarten sein oder verstärkte und gezielte Waldbewirtschaftung, um eine höhere Feuer-Resilienz zu erreichen“, sagt Kraxner. Auf jeden Fall seien massive Investitionen und Anstrengungen unumgänglich – sowohl in das Abschwächen der menschengemachten Erderwärmung, als auch in die Anpassung an die erhöhte Brandgefahr. Die gute Nachricht: „Bei einem Ansatz, der Klimaschutz und Anpassung integriert, gilt, dass was man auf der einen Seite investiert, die Kosten auf der anderen reduziert.“