Vorbereitung der Impf-Spritze gegen den Coronavirus in einer Covid-Station des Kaiser-Franz-Josef-Spitals in Wien.
APA/GEORG HOCHMUTH
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Corona-Impfungen

Wann braucht es eine Auffrischung?

Gestern hat Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein bekannt gegeben, dass die dritten Impfungen gegen Corona in Österreich mit Mitte Oktober starten. Aber wann braucht man überhaupt eine Auffrischung? Noch ist die Antwort nicht ganz klar, es gibt aber mehrere Faktoren, an denen man sich orientieren kann.

„Es gibt keinen fixen Schwellenwert an Antikörpern im Blut, anhand dessen man sich für oder gegen eine Auffrischung entscheiden kann“, sagt die Virologin Dorothee von Laer von der Medizin-Universität Innsbruck im Interview mit Ö1. „Bei anderen Viren haben wir aussagekräftige Werte, bei Sars-CoV-2 aber noch nicht.“

Antikörpertest bietet ersten Anhaltspunkt

Erster Schritt, um sich einer realistischen Einschätzung anzunähern: ein Blick in den Antikörpertest, den man in vielen Laboren machen lassen kann. Dort angegeben sind die „binding antibody units“, kurz BAU, von denen man auch auf die besonders wichtigen neutralisierenden Antikörper schließen kann. Sie versperren dem Virus den Eintritt in die Körperzellen und verhindern damit die Infektion. „Personen, die einen Antikörper-Spiegel von über 100 BAU haben, haben praktisch auch immer neutralisierende Antikörper und können einigermaßen beruhigt sein. Bei denen, die Werte zwischen 15 und 100 haben, sollte man beobachten, ob der Spiegel stabil bleibt oder ob er weiter abfällt“, so die Virologin.

Weiters solle man in Betracht ziehen, ob eine Person mit einem niedrigen Antikörperspiegel bereits älter ist oder Vorerkrankungen wie Diabetes oder eine Immunschwäche hat. In diesen Fällen rät van Laer zur Auffrischung durch eine dritte Impfung – vor allem angesichts der Delta-Variante, mit der auch geimpfte Menschen ab Herbst wieder vermehrt in Kontakt kommen werden. Zwar gibt es neben den Antikörpern auch noch die T-Zellen, die ebenfalls Krankheitserreger erkennen und vernichten können. Wie lange sie sich erinnern und vor der Erkrankung schützen, ist aber noch nicht ausreichend geklärt.

Welcher Impfstoff für die Auffrischung?

Ob bei einer Auffrischung im Herbst und Winter auf den gleichen oder einen anderen Impfstoff gesetzt werden soll, ist unterschiedlich, je nachdem, was für die Erstimmunisierung verwendet wurde. Wer mit dem Impfstoff von AstraZeneca immunisiert wurde, dem empfiehlt von Laer, bei einer Auffrischung auf einen anderen Impfstoff zu setzen: „Bei den Vektorimpfstoffen ist es generell so, dass sie mit der Zeit immer weniger effizient werden. Wenn man auf Nummer sicher gehen will, ist es die beste Lösung, wenn AstraZeneca-Geimpfte mit einem mRNA-Impfstoff auffrischen.“

Der Grund: Das Immunsystem reagiert bei den Vektorimpfstoffen stärker, wenn das Präparat gewechselt wird, das konnte von Laer mit ihrem Team durch eine laufende Studie zu Mischimpfungen zeigen. Die Menschen bilden bei einem Wechsel von erster auf zweite Impfung mehr Antikörper und Immunzellen, auch der Schutz gegen die Delta-Variante sei dadurch stärker, so die Forscherinnen. Diese Vorgangsweise empfiehlt sich auch für die Auffrischungen, so die Virologin: „Es ist gut, wenn man die Vektorimpfstoffe von Johnson&Johnson und AstraZeneca mit den sehr wirksamen mRNA-Impfstoffen kombiniert.“

Bundesländer warten bei Kreuzimpfung ab

Anders sieht es bei Menschen aus, die zweimal die Präparate von BionTech/Pfizer oder Moderna bekommen haben. Sie sollten mit einem mRNA-Impfstoff auffrischen, wobei innerhalb dieser Gruppe ein Wechsel möglich ist: „Dazu gibt es keine Studien, aber es spricht auch nichts dagegen, bei einer mit Pfizer/Biontech geimpften Person mit einem Moderna-Impfstoff aufzufrischen“, so die Virologin.

Die Bundesländer bereiten sich bereits auf die Auffrischungsimpfungen im Herbst vor, wie das Ö1 Mittagsjournal heute berichtet hat. In Punkto Kreuzimpfungen warte man noch auf auf genauere Vorgaben durch das Gesundheitsministerium, heißt es von den regionalen Behörden.