Kleinkind isst Nudeln (Spaghetti) /Ernährung
komokvm – stock.adobe.com
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Lebenskurve

Wie sich der Stoffwechsel verändert

Wer kein Verständnis dafür hat, dass kleinere Kinder bei Hunger sofort lautstark Essen einfordern, könnte durch diese Erkenntnisse besänftigt werden: Laut einer neuen Studie steigt der Energiebedarf bei Babys extrem rasch. Bei Einjährigen ist er rund um die Hälfte höher als bei Erwachsenen. Den geringsten Bedarf haben Über-60-Jährige.

Nur kurz bleibt der menschliche Stoffwechsel auf dem sehr hohen frühkindlichen Niveau. Im Verlauf der Kindheit und der Adoleszenz geht der Bedarf dann langsam in Richtung des Durchschnittsniveaus eines Erwachsenen zurück. Das ergab die umfassende nun im Fachmagazin „Science“ erschienene Arbeit unter der Leitung des US-Forschers Herman Pontzer. In der ausgedehnten Lebensspanne zwischen 20 und 60 Jahren bleibe er dann erstaunlich konstant, sogar während einer der Schwangerschaft. Ungefähr ab dem 60. Geburtstag tritt der Mensch dann in eine neue Stoffwechsel-Lebensphase ein, in der der Umsatz zurückgeht.

Die Basis der Arbeit bildet die „Doubly Labelled Water Database“ der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA) in Wien. An der Studie war auch die Leiterin der Abteilung für Ernährungs- und Gesundheitsbezogene Studien der IAEA, Cornelia Loechl, beteiligt. Die Datenbank umfasst Stoffwechseldaten von 6.421 Menschen aus 29 Ländern im Alter zwischen acht Tagen und 95 Jahren, die zwischen 1981 und 2017 aufgezeichnet wurden. Doppelt markiertes Wasser enthält Wasserstoff- und Sauerstoff-Isotope. Versuchspersonen trinken die ungefährliche Probe und über Messungen des Urins lässt sich die Stoffwechselrate bestimmen, da die beiden Isotope unterschiedlich ausgeschieden werden.

Diese Daten erlauben Rückschlüsse auf die tatsächlichen Stoffwechselvorgänge, wohingegen sich andere Studien meist lediglich auf den Grundumsatz des mehr oder weniger ruhenden Körpers bezogen haben. Die Wissenschaftler errechneten zudem den Energieumsatz auf die Masse der Personen abseits des Fettanteils am Körper herunter, schreiben die Autoren in ihrer Arbeit.

Erstaunlich stabil

Umgelegt auf ihre Körpergröße und -gewicht erreichten Neugeborene im ersten Lebensmonat ein vergleichbares Grundlevel wie Erwachsene. Bis zum ersten Lebensjahr steigt der Energiebedarf aber rapide an. Im Alter zwischen neun und 15 Monaten braucht ein Kind im Vergleich zu Erwachsenen um 50 Prozent mehr Energie. Mit zunehmendem Alter stieg der Energiebedarf der Kinder zwar insgesamt weiter an, werden jedoch Größe und Gewicht einberechnet, nähern sich die Werte aber immer mehr dem Durchschnittswert Erwachsener.

In der Pubertät zwischen zehn und 15 Jahren gab es diesbezüglich erstaunlicherweise keine Ausreißer. Zwischen rund 20 und 60 Jahren blieb der Bedarf dann nahezu gleichbleibend auf einem Plateau. Von dort bergab ging es dann bei über 60-Jährigen. Bei Über-90-ist das Stoffwechselniveaus im Schnitt um ein Viertel reduziert.

Die neuen Erkenntnisse könnten den Blick auf die Anforderungen an die Ernährung und letztlich verändern. Außerdem böten sich neue Blickwinkel auf das Altern und auf Gesundheitsaspekte, wie etwa die Wirksamkeit von Medikamenten, die auch mit dem Stoffwechsel zusammenhängt.