Hand mit Smartphone
APA/AFP/Oli SCARFF
APA/AFP/Oli SCARFF

Pandemie lässt Telemedizin boomen

Die Coronavirus-Pandemie hat laut einer neuen Umfrage zu einem Boom der Telemedizin geführt. Arzttermine über Telefon oder Videokonferenz, oft verbunden mit der Ausstellung von e-Rezepten, wurden in den Lockdowns oft die vorherrschende Kontaktmöglichkeit zu Ärztinnen und Ärzten.

Laut der Umfrage im Auftrag des Biopharma-Unternehmens AbbVie können sich viele Menschen vorstellen, telemedizinische Angebote auch nach dem Ende der Pandemie zu nutzen. Das Marktforschungsinstitut Integral hatte im März dieses Jahres 1.000 Österreicherinnen und Österreicher zwischen 16 und 69 Jahren online befragt. Extra wurden 432 Erwachsene interviewt, die nach eigenen Angaben unter einer chronisch entzündlichen Krankheit leiden.

Telefon vor E-Mail und SMS

In der allgemeinen Gruppe trat unter anderem zutage, dass der Begriff Telemedizin noch nicht allgemein geläufig ist: Im Durchschnitt kannten ihn demnach vier von zehn Österreicherinnen und Österreichern. Jeder und jede dritte gab an, bereits mit einer Ärztin oder einem Arzt in Kontakt getreten zu sein, ohne die Praxis betreten zu haben. 21 Prozent konnten sich gut vorstellen, auch in Zukunft Telemedizin zu nutzen.

Dabei stieß vor allem das Telefonieren auf große Beliebtheit mit 75 Prozent Befürwortung, gefolgt vom schriftlichen Verkehr via E-Mail oder SMS (46 Prozent). Auch das Videotelefonieren verspricht Chancen für die Zukunft: 44 Prozent würden auch nach der Pandemie ihre Ärzte über diesen Weg konsultieren. Gegen Telemedizin sprach spontan vor allem der Wunsch nach einem persönlichen Gespräch und die Angst vor einer ungenauen Diagnose.

Hängt auch von Krankheit ab

In der Gruppe der Patienten mit chronischen Erkrankungen waren die telemedizinischen Erfahrungen häufiger, allerdings hing es auch mit der Art der Erkrankung zusammen. So hatten mehr als die Hälfte aller an Psoriasis und Atopischer Dermatitis Erkrankten bereits Erfahrungen mit Telemedizin gemacht. Im Vergleich dazu war es nur ein Drittel aller Rheuma-Patienten sowie ein Viertel aller Patienten mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung. Ein Viertel aller Patienten mit chronischen Erkrankungen kannte den Begriff nicht, auch die Angebote wurden noch nicht genutzt. Für die Zukunft konnten sich in dieser Gruppe allerdings mehr als zwei Drittel aller Befragten vorstellen, telemedizinische Arzttermine zu nutzen, vorrangig via Telefon.

Die Telemedizin wurde von Patienten mit chronisch-entzündlichen Krankheiten vor allem für Kontrolltermine, akute gesundheitliche Probleme sowie die Anpassung der Medikation genutzt. Im Schnitt dauerte ein telemedizinisches Arztgespräch rund neun Minuten. Dabei waren knapp zwei Drittel gleich zufrieden wie mit bisherigen Terminen, ein Viertel sogar zufriedener.

Direkter Kontakt fehlt vielen

35 Prozent der Befragten erklärten dennoch, sich nicht vorstellen zu können, telemedizinische Arzttermine zu nutzen. Als Gründe nannten sie, dass solche zu unpersönlich seien, dass sie dabei ein schlechtes Gefühl oder kein Vertrauen hätten oder, dass sie wegen ungenauer oder falscher Diagnosen ohne körperliche Untersuchung Bedenken haben. Dazu kamen Datenschutzunsicherheiten, Ängste vor technischen Problemen, schneller Abfertigung und Kommunikationsproblemen.

Bei der Umfrage arbeitete Integral mit Patientenorganisationen wie der Österreichischen Rheumaliga (ÖRL), der Österreichischen Vereinigung Morbus Bechterew (ÖVMB), Rheumalis, der Österreichischen Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung (ÖMCCV), der Österreichische Lungenunion sowie der PSO Austria zusammen. Die Befragung fand im März 2021 statt, zu einem Zeitpunkt, als die Pandemie auf den Höhepunkt der dritten Welle zusteuerte und umfangreiche Maßnahmen in Kraft waren.