Erde aus dem All
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Umwelt

Montreal-Protokoll schützt auch das Klima

Vor über 30 Jahren ist das Montreal-Protokoll zum Schutz der Ozonschicht beschlossen worden. Es wurde zum Erfolg – und wirkt sich laut einer neuen Studie auch noch positiver auf das Klima aus als bisher angenommen. Ohne den UV-Schutz würde sich die Erde um rund 2,5 Grad Celsius zusätzlich erwärmen.

Das Montreal-Protokoll gilt als Vorzeigeprojekt im Umweltschutz. 1987 unterzeichnet, leitete es den Ausstieg aus der Verwendung ozonschädlicher Substanzen ein, darunter vor allem Fluorchlorkohlenwasserstoffe, besser bekannt als FCKW. Diese sehr stabilen Gase waren damals in großen Mengen als Treibmittel in Spraydosen, als Kältemittel oder zur Kunststoffverschäumung im Einsatz.

Die Hypothese, dass FCKW-Moleküle die Ozonschicht schädigen, wurde bereits 1974 von den beiden Chemikern Frank Sherwood Rowland und Mario J. Molina in der Fachzeitschrift „Nature“ dargelegt. Die Ozonschicht befindet sich in der unteren Stratosphäre in 15 bis 30 Kilometer Höhe über der Erde. Sie schützt die Erde vor der ultravioletten Strahlung der Sonne. Fällt ihre Dicke auf unter 200 Dobson, was einer zwei Millimeter dicken Schicht aus reinem Ozon entspricht, spricht man von einem „Ozonloch“. Ein solches wurde erstmals 1985 über der Antarktis festgestellt.

Erfolgreicher Klimaschutzvertrag

Das Montreal-Protokoll, das 1989 in Kraft trat und dem alle UNO-Staaten beigetreten sind, hat zu einer drastischen Reduktion ozonschädigender Stoffe geführt. Da diese Stoffe sehr langlebig sind, hat ihre Konzentration in der Atmosphäre erst um die Jahrtausendwende ihren Höhepunkt erreicht. Seither sinkt sie.

Langfristig wird das Abkommen nicht nur die Ozonschicht, sondern auch das Klima schützen, sagt der Atmosphärenforscher Paul Young von der Universität Lancaster. Das zeigen Berechnungen, die er gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen durchgeführt und in der Fachzeitschrift „Nature“ publiziert hat. „Das Montreal-Protokoll, das ursprünglich als Vertrag zum Schutz der Ozonschicht geschaffen wurde, hat sich als erstaunlicher Vertrag zum Schutz des Klimas erwiesen.“

Geschädigte Vegetation kann weniger CO2 binden

Da ozonschädigende Stoffe auch Treibhausgase sind, wäre die Erderwärmung bei ungebremster Emission zusätzlich angetrieben worden. Konkret hätten die Gase zu einer zusätzlichen Erwärmung von rund 1,7 Grad Celsius bis Ende des Jahrhunderts geführt, sagt Paul Young – dieser Effekt war bereits bekannt. Zudem gebe es einen indirekten Effekt, den Young mit seinem Team nun erstmals berechnet hat. Die Ozonschicht schützt nicht nur den Menschen vor schädlicher, ultravioletter Sonnenstrahlung, sondern auch das Ökosystem.

Wären ozonschädigende Stoffe weiterhin verwendet und emittiert worden, wäre die globale Ozonschicht rund um das Jahr 2040 so dünn gewesen, wie sie es heute über der Antarktis ist. Mehr UV-B-Strahlung wäre zur Erde gelangt und hätte Pflanzen und Bäume geschädigt. Diese geschädigte Vegetation hätte wiederum weniger CO2 binden können. Konkret hätten rund 580 Gigatonnen CO2 nicht aufgenommen werden können, berichtet Young. „Das sind 30 Prozent weniger, als sonst gespeichert würden.“ Die Folge: Eine zusätzliche Erwärmung von rund 0,8 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts – insgesamt also ein Plus von 2,5 Grad.

Vorbild für den Klimaschutz

Ob die Rettung der Ozonschicht zu einer Erfolgsgeschichte wird, ist noch nicht abschließend geklärt. Es gibt Anzeichen, dass der Klimawandel zu einem verstärkten Abbau von Ozon über der Arktis führen könnte.

Der Klimaschutz sei eine viel komplexere Angelegenheit als der Schutz der Ozonschicht, sagt Paul Young. Letzteres sei ein lösbares Problem gewesen. „Wir hatten eine Reihe von Chemikalien, die von einer kleinen Gruppe von Unternehmen hergestellt und in einer kleinen Gruppe von Anwendungen eingesetzt wurden, und es gab Alternativen.“ Dennoch könne man vom Montreal-Protokoll lernen. Es zeige, wie ein wissenschaftlich festgestelltes Problem international bearbeitet werden kann. Diesen Weg müsse man auch beim Klima einschlagen.