Ein Arzt hält eine Ampullen mit Pfizer-Impfstoff, im Hintergrund ein lachendes Smiley
AFP – JACK GUEZ
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Coronavirus

Geimpfte sind weniger ansteckend

In sehr seltenen Fällen können sich auch Vollgeimpfte mit dem Coronavirus infizieren und eine ähnliche Viruskonzentration haben wie Ungeimpfte, hieß es vor Kurzem in einer Studie. Eine neue Studie bestätigt das, aber: Die Geimpften sind deutlich seltener und weniger lange ansteckend als Ungeimpfte.

Die Forscherinnen und Forscher in den Niederlanden sammelten PCR-Abstriche von positiv getestetem Gesundheitspersonal – ein Teil geimpft, ein Teil ungeimpft. Im Labor wurde untersucht, ob das Virus auf den Proben auch ansteckend ist, etwas, das PCR-Test-Ergebnisse nicht aussagen können.

Dafür gab man das Virus von den Proben in Petrischalen und legte ihm quasi einen Köder in Form einer Wirtszelle vor. Ist das Virus lebensfähig, infiziert es die Zelle und vermehrt sich, was in der Petrischale zu sehen ist. Die Ergebnisse präsentierten die Forscherinnen und Forscher diese Woche in einer Preprint-Studie, die also noch nicht von der Fachgemeinde begutachtet wurde.

Auch kürzer infektiös

Geimpfte hatten bei den PCR-Tests zuvor zwar vergleichsweise niedrige CT-Werte (durchschnittlich 24,6 bzw. 24,2) und damit ähnlich viel Virus in Nase und Rachen wie Ungeimpfte. Wie die Untersuchungen in den Petrischalen ergaben, waren die Partikel aber weniger oft infektiös: Bei den Ungeimpften trugen rund 85 Prozent ansteckendes Virus in sich, bei denjenigen mit einer vollständigen Immunisierung waren es rund 68 Prozent. „Das heißt, Geimpfte sind weniger ansteckend als Ungeimpfte“, schlussfolgert Alma Tostmann, Epidemiologin und eine der Studienautorinnen vom Radboud University Medical Centre, im Gespräch mit science.ORF.at.

Darüber hinaus hatten vollständig Geimpfte nur drei Tage eine hohe Viruslast. Bei Ungeimpften kann es bis zu sieben Tage dauern, bis der CT-Wert 30 übersteigt und damit eine Infektion ohnehin unwahrscheinlich wird, erklärte die Virologin Monika Redlberger-Fritz von der Medizinischen Uni Wien: „Die Studie ist eine der ersten Studien, die das belegt, was wir Virologen ja ohnehin schon immer vermutet haben: Geimpfte haben den Vorteil, dass sie verglichen mit Ungeimpften kürzer und auch weniger infektiös sind. Damit spielen sie in der Pandemie nicht mehr so eine große Rolle wie Ungeimpfte, die zu Superspreadern werden können.“

Viel Virus, aber nicht ansteckend?

Wie es nun aber sein kann, dass der PCR-Test eine hohe Viruslast anzeigt, dieses Virus aber nicht ansteckend ist? Das liegt daran, dass Geimpfte Antikörper haben. „Diese Antikörper, die bereits vorhanden sind, können sich auf das Virus oder auf die Virusrezeptorstellen draufsetzen und damit ebendiese Rezeptorstellen blockieren und somit nicht infektiös für andere Personen machen“, so Redlberger-Fritz. Die Antikörper verkleben also jene Stellen, mit denen das Virus an eine Zelle andockt und sie infiziert. Damit kann sich das Virus auch nicht mehr im Körper vermehren, wodurch eine schwere Erkrankung in der Regel verhindert wird.

Dass die in der EU zugelassenen Impfungen den Großteil nicht nur vor schweren Verläufen, sondern oft auch vor milden Symptomen schützen, zeigen die aktuellen Daten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Laut den Daten machen Vollimmunisierte seit Februar 1,91 Prozent unter den positiv gemeldeten Fällen aus.