Ein Team um Silvia Soncin von der Universität La Sapienza untersuchte die Knochen von 17 Leichenresten, die am Strand von Herculaneum gefunden wurden. Sie stammen von Menschen, die wie hunderte andere vergebens versucht hatten, sich während der Katastrophe auf ein Schiff zu retten. Den Einblick in die Ernährungsweisen der antiken Römer von Herculaneum gewähren die Forscherinnen und Forscher in einer Studie, die soeben in der Fachzeitschrift „Science Advances“ erschienen ist.
Ausdruck männlicher Privilegien
„In den Knochen der Männer fanden wir rund 50 Prozent mehr Proteinreste, die von Fischkonsum stammen, als bei den Frauen“, erzählt Soncin. „Interessant ist, dass die weiblichen Knochen Hinweise darauf gaben, dass Frauen mehr Proteine aus tierischen Lebensmitteln aßen. Hülsenfrüchte hingegen scheinen zur alltäglichen Ernährung von Männern gehört zu haben.“
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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 26a.8., 13:55 Uhr.
Die Forscherinnen und Forscher vermuten, dass Fisch als schon damals teureres Lebensmittel primär den Männern vorbehalten war. „Sie nahmen die privilegierteren Positionen in der Gesellschaft ein und hatten auch direkter mit Fischfang und anderen Meeresaktivitäten zu tun“, so Soncin. Fische und andere Meeresfrüchte dürften in der Antike generell öfter am Speiseplan gestanden haben als heutzutage – wo es auch im Mittelmeerraum einen Trend zu mehr Fleischkonsum gibt.
Isotopen untersucht
Die Forscherinnen und Forscher untersuchten die Kohlenstoff- und Stickstoff-Isotopen in den Knochen. „Mit einem Massenspektrometer haben wir so die Aminosäurefrequenzen des Bindegewebes in den Knochen genau bestimmen können. Nur so war es möglich, Hinweise auf die bevorzugten Lebensmittel dieser Individuen zu erhalten“, erklärt Soncin.
Die Methode sei bisher in der archäologischen Forschung nur selten genutzt worden. Sie hofft, dass weitere Untersuchungen von Knochen anderer Individuen aus Herculaneum noch genauere Informationen zur Ernährungsweise der antiken Römer liefern.