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APA/dpa/Sina Schuldt
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Umwelt

Schlechte Luft führt zu mehr Herzinfarkten

Das Risiko, einen tödlichen Herzinfarkt zu erleiden, steigt mit erhöhter Luftverschmutzung. Das zeigt eine neue Studie aus Italien, die den direkten Zusammenhang zwischen täglicher Schadstoffkonzentration und Rate an Herzstillständen analysiert hat.

Forscherinnen und Forscher untersuchten dafür im Jahr 2019 die Rolle der Luftverschmutzung in insgesamt drei Provinzen südlich der Lombardei. Das italienische Gebiet hatte in dem Jahr mehr als 1,5 Millionen Einwohner, davon erlitten 1.582 Personen einen Herzinfarkt. Im Zuge der Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie präsentierte nun ein Team um Francesca Gentile von der Universität Pavia die Studienergebnisse: An Tagen mit erhöhten Schadstoffemissionen häuften sich demnach die Fälle von Herzstillstand.

Sieben Schadstoffe untersucht

„Wir haben sieben herkömmliche Schadstoffe untersucht und fanden: Die steigende Konzentration der Gase sorgte für ein erhöhtes Herzinfarktrisiko“, erklärt Gentile. Unter den getesteten Luftverschmutzern befanden sich Feinstaub und Abgase wie Kohlenstoffmonoxid, Stickstoffdioxid und Benzol. Üblicherweise entstehen diese Schadstoffe bei Verbrennung von Kohle und Benzin.

Die in der Fachzeitschrift „PLOS ONE“ erschienenen Studienergebnisse halten fest: Erhöhen sich die Konzentrationen von Benzol, Stickstoffdioxid oder Feinstaubpartikeln um ein Mikrogramm pro Kubikmeter in der Luft, steigt die Rate der Herzstillstände um 20 bis 30 Prozent. „Der Zusammenhang könnte künftig dazu verwendet werden, das Herzstillstandsrisiko in gewissen Gebieten der Welt besser einzuschätzen“, meint die Forscherin. Luftverschmutzung, ausgelöst durch große Industriegebiete und hohe Verkehrsleistung, ist nicht nur eine Gefahr für das Ökosystem. Das Risiko einer Herz-Kreislauferkrankung wäre dadurch stark beeinflusst und müsse daher genauer beobachtet werden.

Defibrillator mit Drohne geliefert

Im Falle eines Herzstillstandes müssen Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet werden. Eine Studie, die ebenfalls am Kardiologie-Kongress vorgestellt wurde, zeigt, wie man automatisierte externe Defibrillatoren (AED) notfalls auch in den eigenen Garten befördern könnte – mit einer Drohne. Schwedischen Forschern ist es gelungen, den Defibrillator auf diese Weise in knapp 80 Prozent der Fälle wie geplant zu befördern.

Die Studie wurde zuerst auf einem Flugplatz in Göteborg in Anlehnung an echte Notfälle für einen Radius von fünf Kilometern getestet. In einer zweiten Testphase verglichen die Forscherinnen und Forscher unter realen Bedingungen die Zeit von Drohne und Krankenwagen zum Ort eines Herznotfalles. In zwei Drittel der Fälle war das Fluggerät schneller als die verständigte Ambulanz.

Noch sei die Idee nicht ausgereift, meint die Studienleiterin Sofia Schierbeck vom Karolinska Instutit in Stockholm. So seien die Batterielaufzeit und Wetterverhältnisse, wie Regen oder Wind, Gründe warum man die Drohne nicht lange bzw. überhaupt nicht fliegen lassen könne. Die Drohnentechnik sei aber ein Versprechen für die Zukunft , die man nicht nur für den Fall eines Herzstillstandes, sondern auch für andere medizinische Notfälle einsetzen könne.