„Das ist ein Lehrbuchbeispiel, wie natürliche Immunität wirklich besser ist als Impfungen“, kommentiert die schwedische Immunologin Charlotte Thalin . „Meines Wissens ist das die erste Studie, die das im Zusammenhang mit Covid-19 zeigt.“ Ein Argument für eine „natürliche Immunisierung“ in Form von Corona-Partys sei das freilich nicht, betont die Expertin gemeinsam mit zahlreichen Kolleginnen und Kollegen. Denn wer sich freiwillig mit dem Coronavirus anstecke, setze sich einem deutlichen erhöhten Todes- und Krankheitsrisiko aus sowie möglichen Langzeitfolgen.
Großer Unterschied, aber kleine absolute Zahlen
In der als Preprint, also noch nicht vollständig von der Fachgemeinde begutachteten, erschienenen Studie haben ein Team um die beiden Immunologinnen Tal Patalon und Sivan Gazit Daten der israelischen Krankenkasse MHS von zehntausenden Männern und Frauen ausgewertet. Wer zu Jahresbeginn mit Pfizer-BionTech geimpft wurde, hatte im Sommer – als in Israel bereits die ansteckendere Delta-Variante grassierte – ein um 13-Mal höheres Risiko für eine Infektion als Ungeimpfte, die sich bereits zuvor infiziert hatten. Auch die Wahrscheinlichkeit eines Krankenaufenthalts war bei ihnen deutlich höher.
Der Unterschied ist groß, die absoluten Zahlen dahinter sind aber klein, betont Charlotte Thalin gegenüber dem Wissenschaftsmagazin „Science“. So infizierten sich von 16.000 geimpften Personen nur 238, also weniger als 1,5 Prozent – was einmal mehr die hohe Schutzwirkung des Pfizer-Biontech-Impfstoffs bestätigt. In einer vergleichbaren Gruppe Genesener waren es mit 19 Infektionen allerdings noch weniger, und so erklärt sich das „13-fach erhöhte Risiko“. Nicht vergleichen konnten die israelischen Forscherinnen und Forscher die Todesrate, denn es gab in beiden Gruppen keine Todesfälle – auch das ein Hinweis auf den hohen Schutzgrad des Impfstoffs.
Am besten reagiert das menschliche Immunsystem laut der Studie bei einer dritten Gruppe: jenen, die bereits eine Infektion hinter sich hatten und danach einmal geimpft wurden. Dies bestätigt frühere Studien, wonach diese Kombination zur Herstellung besonders zahlreicher und vielfältiger Coronavirus-Antikörper führe.