Leere Plastikflaschen
AFP/JOEL SAGET
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Abfallwirtschaft

Wie mehr Plastik recycelt werden könnte

Nur rund die Hälfte des gesammelten Plastikmülls wird wiederverwertet. Um Plastikverpackungen besser im Abfallkreislauf zu halten, brauche es ein „recyclebares“ Design, sagt die deutsche Expertin Kerstin Kuchta. Die Verpackungen der Zukunft sollten deshalb einfach geformt und transparent sein.

Seit rund fünfundzwanzig Jahren wird Plastikmüll getrennt gesammelt. Jedes Land habe sein eigenes System entwickelt, erklärt Kerstin Kuchta, Professorin für Abfallressourcenwirtschaft an der Technischen Universität Hamburg. In Deutschland beispielsweise landet das gesammelte Plastik im Gelben Sack. Nur die Hälfte davon kann auch wirklich recycelt werden.

„Von all den Plastikverpackungen, die ich sammle, kann ich sicher sein, dass 20 Prozent einem hochwertigen Recycling zugeführt, also neue Produkte werden. Und vielleicht noch mal 30 Prozent, die in minderwertige Produkte gehen, irgendwelche Vliese für Abdeckungen, Müllbeutel oder Parkbänke“, so Kuchta am Rande der Technologiegespräche beim Europäischen Forum Alpbach.

Plastik nur sortenrein verwertbar

Der Rest sei Ausschuss; Material, das nicht wiederverwertet werden kann. Im Kreislauf bleibt vor allem hochwertiges Plastik, wie PET-Flaschen oder stabile Kunststoffverpackungen. Besser als alles Plastik gemeinsam zu sammeln, wäre es, nur jene Materialien zu erfassen, die einen Wert haben und auch gut recycelt werden können, sagt Kuchta. „In Deutschland sammeln wir 500.000 Tonnen PET- Flaschen jährlich und haben durch das Pfandsystem eine Rückführquote von 99 Prozent – und die Qualität ist erstklassig.“

Ein Plastikmistkübel
Juliane Nagiller, ORF Alpbach

Man könnte die Wiederverwertung verbessern, wenn man Plastik sortenrein sammeln würde. „Es gibt eine Gemeinde in Japan, die 27 Fraktionen trennt“, erzählt Kuchta. So könnte man zwar eine gute Qualität erreichen, diese detaillierte Art der Mülltrennung sei aber nicht praxistauglich, räumt die Forscherin ein.

Design, das zum Recyceln einlädt

Um Plastikverpackungen besser im Kreislauf zu halten, müsste sich deren Design ändern. Flexible Verpackungen, wie man sie bei Süßigkeiten oft findet, können aus bis zu zehn verschiedenen Kunststoff-Folien bestehen. „Tolle technische Produkte, aber für ein Recycling bekomme ich diese Schichten nicht mehr auseinander.“ Zwar könne man diese Multi-Layer-Kunststoffe chemisch zerlegen, das sei aber ein sehr teurer und energieintensiver Aufbereitungsprozess. Einfacher wiederzuverwerten seien „Mono-Verpackungen“, die nur aus einer Kunststoffart bestehen.

Neben Material seien auch Form und Farbe wichtig. Denn Rezyklat, aufbereiteter Kunststoff, lässt sich nicht mehr so leicht formen. „Wir hatten in einem Projekt eine Waschmittel-Flasche mit einem Henkel, ein vom Komfort der Benutzung sehr schönes Projekt-Design, aber für den Einsatz von Rezyklat ist es die allerhöchste Anforderung an das Material, das ich dann wieder so eine Flasche forme.“ Besser seien schlichte, einfache Formen und keine Farben, erzählt Kerstin Kuchta. Denn wird buntes Plastik wiederverwertet, entsteht daraus ein Dunkelgrau.

„Früher war die Abfallwirtschaft immer dann gut, wenn sie viel Material hatte. Jetzt sind wir nur noch gut, wenn wir das Material auch wieder zum Einsatz bringen“, meint die Forscherin. Damit das gelingt brauche es einen Schulterschluss; Abfallwirtschaft und Produzentinnen und Produzenten müssten stärker zusammenarbeiten.