Früheborenes Kind in den Armen seiner Mutter
HERRNDORFF_ images – stock.adobe.com
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Frühchen

Mamas Stimme lindert Schmerzen

Wenn frühgeborenen Babys die Stimme ihrer Mutter hören, haben sie weniger Schmerzen. Schweizer Forscher und Forscherinnen wollen diesen Effekt nun für eine Therapie nutzen: Sie soll den Frühchen dabei helfen, medizinische Untersuchungen leichter durchzustehen.

Die ersten Wochen im Leben eines Frühgeborenen gestalten sich nicht einfach: Brutkasten, Magensonde, Beatmungsgerät und Blutabnahmen. Diese Maßnahmen sind für die Entwicklung und Gesundheit des Babys von großer Bedeutung, jedoch mit starken Schmerzen verbunden.

Vor allem die Intubation ist für die Frühgeborenen belastend, lindernde Medikamente können jedoch nur in seltenen Fällen verabreicht werden, da die Auswirkungen auf ihre Gehirnfunktion noch nicht genauer bekannt sind. Hier könnten einfache Maßnahmen helfen: Bereits in vergangenen Studien wurde festgestellt, dass etwa der Hautkontakt zwischen Eltern und Kind einen beruhigenden Effekt auf die Säuglinge hatte. Nun haben Forscherinnen und Forscher der Universität Genf entdeckt, dass die Stimme der Mutter zur Schmerzlinderung beitragen kann.

Messbare Linderung

Zwanzig Frühgeborene wurden für die Studie in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ untersucht. Im Laufe ihres Aufenthaltes auf der Intensivstation des Parini Spitals in Italien testeten die Forscherinnen und Forscher das Schmerzempfinden der Säuglinge. Dieses wurde unter anderem mit dem „Premature Infant Pain Profile“ (PIPP) analysiert – eine Methode, die die Gesichtsausdrücke der Babys als Hinweis auf mögliche Schmerzen heranzieht und auf einer Skala (von 0 bis 21) einstuft.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 31.8., 13:55 Uhr.

Sprach die Mutter während der Untersuchung zu ihrem Kind, so sank der PIPP im Schnitt von 4,5 auf Stufe 3. „Als die Mutter ihrem Baby vorsang, sank der PIPP auf 3,8. Während man beim Singen sehr an die Noten des Liedes gebunden ist, kann die Mutter beim Sprechen ihre Emotionen und Gefühle besser betonen, ein Unterschied, den das Kind spürt“, erklärt der Studienleiter Didier Grandjean.

Mehr „Kuschelhormone" im Körper

Zusätzlich untersuchte die Forschungsgruppe das „Kuschelhormon“ Oxytocin. Schon frühere Untersuchungen hatten gezeigt: Der Botenstoff wird vor allem durch körperliche und soziale Nähe ausgeschüttet. Die Untersuchung ergab, dass der Hormonspiegel von 0,8 auf 1,4 Pikogramm stieg. „In Bezug auf Oxytocin ist das ein beträchtlicher Anstieg“, meint die Forscherin Manuela Filippa.

„Wir haben mit unseren Ergebnissen gezeigt, wie wichtig die Gegenwart der Eltern für ihre Kinder ist, vor allem auf der Intensivstation“, betont die Forscherin. Die Studie schaffe somit eine Möglichkeit, den Frühchen Schmerz zu nehmen, während gleichzeitig die Bindung zwischen Mutter und Kind gestärkt werde.