Vater hält Baby im Arm, daneben die Mutter
alfa27 – stock.adobe.com
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Demografie

Geburtenrate in einigen Ländern gesunken

In einigen Ländern, darunter auch Österreich, sind einer Analyse zufolge im Vorjahr die Geburtenraten merklich gesunken. Ob das mit der Coronavirus-Pandemie zusammenhängt, ist noch unklar – die Daten für 22 Länder zeigen große Unterschiede.

Die Geburtenrate sank unter anderem auch in Italien, Ungarn und Spanien, wie Forscherinnen und Forscher im Fachmagazin „Proceedings“ der US-nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS). In Ländern wie Deutschland, Norwegen, Schweden und der Schweiz sei die Geburtenrate hingegen gleichgeblieben oder sogar leicht gestiegen.

Erste Welle untersucht

Ein Team um Arnstein Aassve von der Wirtschaftsuniversität Luigi Bocconi Mailand hatte für 22 Länder mit hohem Einkommen die monatlichen Geburtendaten analysiert. Für die Monate von November 2020 – also etwa neun Monate nach Beginn der Pandemie – bis März 2021 glichen sie die Werte mit denen der gleichen Monate ein Jahr zuvor ab, zudem wurden Modelle zur Berücksichtigung der Saisonalität und langfristiger Trends einbezogen.

Die Geburtenrate sank der Analyse zufolge in Italien um 9,1 Prozent, in Ungarn um 8,5, in Spanien um 8,4 und in Portugal um 6,6 Prozent. Auch für Belgien, Österreich und Singapur habe die Berechnung einen merklichen Rückgang ergeben. Insgesamt sei in sieben von 22 untersuchten Ländern ein deutlicher, wohl auf die Coronavirus-Krise zurückzuführender Rückgang festzustellen.

Es handle sich allerdings um vorläufige Ergebnisse, die erst noch bestätigt werden müssten, so die Forscher und Forscherinnen. Zudem böten die derzeit verfügbaren Daten lediglich Informationen zu den Entscheidungen von Paaren in der ersten Coronavirus-Welle, eine Einschätzung über den weiteren Verlauf sei noch nicht möglich. Nach ihrer Vermutung werde der Rückgang in der Gesamtschau der Pandemie noch viel deutlicher ausfallen.

Höhere Babysterblichkeit in ärmeren Ländern

Deutliche Folgen gibt es wohl in ärmeren Ländern. Expertinnen und Experten der Weltbank waren zu dem Schluss gekommen, dass der Wirtschaftsabschwung im Zuge der Coronavirus-Krise im vergangenen Jahr den Tod von mehr als 260.000 Babys vor allem in ärmeren Ländern der Welt zur Folge hatte. Zugrunde liegen der kürzlich im Fachmagazin „BMJ Open“ vorgestellten Modellierungsstudie zufolge Mechanismen wie schlechtere Pflege und Ernährung in verarmenden Haushalten. Auch ein eingeschränkter Zugang und eine schwindende Qualität bei Gesundheitsdiensten im Zuge der Wirtschaftskrise seien ein Faktor.

Die Zahl in Armut lebender Menschen stieg demnach im vergangenen Jahr um rund 120 Millionen. In den 128 untersuchten Ländern mit mittleren und niedrigen Durchschnittseinkommen seien rund 267.000 bis zu zwölf Monate alte Kinder infolge des coronabedingten Wirtschaftsabschwungs gestorben – und damit rund sieben Prozent mehr als im Mittel der Vorjahre. Mit mehr als einem Drittel – rund 100.000 – der zusätzlichen Todesfälle entfielen die weitaus meisten auf Indien.