Betroffene des Hurrikans Ida in den USA
AFP – PATRICK T. FALLON
AFP – PATRICK T. FALLON

Deutliche Zunahme der Naturkatastrophen

Die Zahl der wetter- oder klimabedingten Naturkatastrophen ist seit 1970 deutlich gestiegen. Zwischen 2000 und 2009 waren es fünfmal so viele wie in den 70er Jahren, wie die Weltwetterorganisation (WMO) am Mittwoch in Genf berichtete.

In den zehn Jahren danach, von 2010 bis 2019, ging die Zahl der wetterbedingten Naturkatastrophen leicht zurück, so die WMO.

Insgesamt wurden von 1970 bis 2019 rund 11.000 solcher Katastrophen – Stürme, Überschwemmungen, Dürren und ähnliches – gemeldet. Mehr als zwei Millionen Menschen kamen dabei ums Leben, wie es in dem neuen WMO-Atlas Bericht heißt. Es entstanden Schäden in Höhe von 3,6 Billionen Dollar (inflationsbereinigt, rund drei Billionen Euro).

Hurrikan „Ida“, der gerade über die Südküste der USA fegte, könnte die teuerste derartige Katastrophe aller Zeiten werden, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Talaas. Es sei aber noch zu früh, um das Ausmaß der Schäden zu benennen. Bisher ist das Hurrikan „Katrina“, der 2005 New Orleans und Umgebung in den USA verwüstet und Schäden von knapp 164 Milliarden Dollar (rund 139 Mrd. Euro) verursacht hat.

Durch Klimaerwärmung häufiger und intensiver

Die Zahl der wetterbedingten Katastrophen pro Jahrzehnt stieg von 711 (1970-1979) auf 3.536 (2000 bis 2009). Von 2010 bis 2019 wurden 3.165 Katastrophen registriert. Die WMO hat Daten etwa zu Stürmen, Überschwemmungen, Dürren sowie extremen Hitzeereignissen und Waldbränden ausgewertet. Sie machen etwa die Hälfte aller Naturkatastrophen und 45 Prozent der Todesopfer aus. Nicht berücksichtigt sind etwa Erdbeben oder Vulkanausbrüche.

Solche Katastrophen werden durch den Klimawandel häufiger und intensiver. „Das bedeutet mehr Hitzewellen, Dürren, Waldbrände wie wir sie jüngst in Europa und Nordamerika gesehen haben“, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. „Wir haben mehr Wasserdampf in der Atmosphäre, was extreme Regenfälle und tödliche Überschwemmungen verstärkt. Die Erwärmung der Ozeane hat die Häufigkeit und geografische Lage der stärksten tropischen Stürme beeinflusst.“

Katastrophen durch Wetterextreme, nach Jahrzehnten, Ereignisse, Todesopfer, Schaden – Säulengrafik
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: WMO

Die meisten Toten in den Entwicklungsländern

Während die Katastrophen mit den größten Schäden wegen der dichten Besiedelung und relativ teuren Infrastruktur in den USA passierten, beklagten Entwicklungsländer 91 Prozent der Todesopfer. Die sechs teuersten Katastrophen passierten in den USA: Neben „Katrina“ 2005 waren das etwa Hurrikan „Harvey“ 2017 (97 Milliarden Dollar) und Hurrikan „Maria“ im gleichen Jahr (70 Milliarden Dollar).

Nach Opfern waren die schlimmsten Katastrophen der vergangenen 50 Jahre die Dürre 1983 in Äthiopien und Zyklon „Bhola“ 1970 in Bangladesch mit geschätzt jeweils rund 300.000 Toten. Unter den zehn Katastrophen mit den meisten Todesopfern sind auch die Dürre im Sudan 1983 (150.000 Todesopfer), Zyklon „Gorky“ 1991 in Bangladesch (knapp 139.000 Opfer) und Zyklon „Nargis“ in Myanmar 2008 (138.000 Opfer).

Weniger Opfer dank besserer Frühwarnung

Laut WMO-Statistik ist die Zahl der wetterbedingten Katastrophen von 2010 bis 2019 gegenüber dem Jahrzehnt davor zurückgegangen, von 3536 auf 3165. Der Rückgang liege an der Größenklassifizierung durch die Universität Löwen in Belgien, die das Katastrophen-Register führt, sagte WMO-Chef Talaas. Wenn die Schwelle niedriger angesetzt werde, sei deutlich, dass die Zahl kontinuierlich steige.

Die WMO und die Vereinten Nationen insgesamt unterstützen Länder beim Aufbau von Frühwarnsystemen. In diesem Bereich müsse aber mehr investiert werden. Weil heute mehr Menschen in mehr Ländern frühzeitig vor nahenden Unwettern gewarnt werden können, sei die Zahl der Todesopfer deutlich zurückgegangen. In den 70er Jahren waren es insgesamt 55.600 Tote, von 2010 bis 2019 waren es 18.500.