Junge Maispflanzen am Feld
AFP/FABRICE COFFRINI
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Langzeitstudie

Biolandbau wirtschaftlicher – trotz geringer Erträge

Die Erträge sind die Achillesferse von „Bio“. Doch die Umweltweltbilanz ist laut einer Langzeitstudie im Schnitt doppelt so gut wie bei konventioneller Landwirtschaft. Auch wirtschaftlich schneide Biolandbau dank höherer Preise und Direktzahlungen besser ab.

„Wenn man alle Umweltauswirkungen betrachtet, liegt Bio deutlich vorne“, sagt der Ökologe Marcel van der Heijden von der Uni Zürich. Für die Studie im Fachmagazin "Science Advances“ hatten er und sein Team auf einem Versuchsfeld vier Anbaumethoden verglichen: konventionelle Landwirtschaft mit und ohne Pflug sowie Biolandwirtschaft mit Pflug sowie mit reduzierter Bodenbearbeitung. Auf den Parzellen bauten sie im Jahreszyklus Winterweizen, Körnermais, Ackerbohnen, Winterweizen und zweimal nacheinander Gras-Klee an. Der Versuch dauerte zwölf Jahre.

Mehr Arten, weniger Erosion

Resultat: Auf unter Biorichtlinien bewirtschafteten Feldern war die Pflanzenvielfalt etwa drei Mal so hoch, erhöht war zum Beispiel auch die Zahl der Regenwürmer – plus 90 Prozent bzw. 150 Prozent mit und ohne Pflug. Auch in im Boden schlugen sich die Anbaumethoden nieder, die Erosion fiel auf Bioparzellen um 46 bzw. 93 Prozent geringer aus.

Die Giftigkeit für die Umwelt war bei den Anbaumethoden ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel wie zu erwarten geringer, hier bilanzieren die Forscher und Forscherinnen mit minus 81 Prozent. Hinsichtlich Klimaschutz schneide Biolandbau ebenfalls besser ab, so van der Heijden, weil kein synthetischer Mineraldünger eingesetzt werden dürfe, dessen Produktion viel Energie verschlinge.

Minus beim Ertrag

Mehr Umweltschutz ging allerdings mit Ertragseinbußen einher. So wies Biolandbau mit Pflug im Schnitt ein Minus von 22 Prozent auf, mit reduzierter Bodenbearbeitung lag der Wert bei minus 34 Prozent. „Hier hat der Biolandbau noch großes Verbesserungspotenzial“, sagt Erstautor Raphael Wittwer. Potenzial sehen die Forscher und Forscherinnen etwa in der Pflanzenzüchtung von resistenten Sorten, bei biologischem Pflanzenschutz und gezielter Düngung.

Welche Anbaumethoden man letztlich wähle, hänge von den Zielen ab und wie man Ertrag, Bodenschutz, Biodiversität, Klimaschutz und Ökotoxizität gewichte, sagt van der Heijden. Das Langzeitexperiment soll noch mindestens sechs Jahre fortgeführt werden. In der EU sollen bis 2030 ein Viertel der Agrarflächen für Bio-Landwirtschaft genutzt werden, in Österreich beträgt der Anteil bereits jetzt 26 Prozent.