WHO-Bericht

Zahl der Demenzkranken steigt rasant

Aktuell sind etwa 55 Millionen Menschen von Demenz betroffen. Laut WHO wird sich diese Zahl bis 2030 auf 139 Millionen erhöhen. Die positive Botschaft: Viele könnten ihr Demenzrisiko deutlich reduzieren, etwa durch einen gesünderen Lebensstil, Bildung und Sozialkontakte.

„Schulbildung baut Hirnreserven auf“, sagte WHO-Expertin Katrin Seeher heute in Genf. Als Risikofaktoren für Demenz nannte sie Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Depressionen und soziale Isolation. Rauchen und Alkohol gehören nach WHO-Angaben ebenfalls dazu. Auch ein Schutz des Gehirns, etwa das Tragen von Helmen, dämme das Risiko von Demenz ein, so Seeher.

Hauptursache: Alternde Gesellschaften

Einer der Hauptgründe für die steigenden Zahlen ist die Tatsache, dass Menschen dank besserer Lebensbedingungen deutlich älter werden als frühere Generationen. Mit dem Alter steigt generell das Risiko nicht übertragbarer Krankheiten, darunter Demenz. „Demenz raubt Millionen Menschen das Gedächtnis, die Unabhängigkeit und die Würde, aber sie raubt uns anderen auch die Menschen, die wir kennen und lieben“, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Demenz ist meist eine fortschreitende Krankheit, in deren Verlauf Betroffene kognitive Fähigkeiten verlieren, etwa beim Gedächtnis, der Orientierung und der Sprache, dem Verstehen, Lernen, Planen und Einschätzen. Auch die emotionalen und sozialen Fähigkeiten können langsam verloren gehen. Dies passiert öfter mit fortschreitendem Alter, aber Krankheiten oder Verletzungen können auch Veränderungen im Gehirn und damit Demenz auslösen, darunter Schlaganfälle, Unfälle oder die Alzheimer-Krankheit.

“Stigma und soziale Ausgrenzung“

Die meisten Länder seien auf die wachsende Zahl von Demenzkranken nicht genügend vorbereitet, so die WHO. „Die Welt lässt Menschen mit Demenz im Stich“, sagte Tedros. Es müsse mehr getan werden, um Betroffene bei einem Leben in Würde zu unterstützen und Betreuerinnen und Betreuer nicht allein zu lassen. „Menschen mit Demenz sowie ihre Familien und Betreuerinnen und Betreuer erleben Diskriminierung aufgrund des Alters, Stigma und soziale Ausgrenzung. Das darf in unseren Gesellschaften keinen Platz haben“, so die WHO.

Das Interesse an der Erforschung von Medikamenten gegen Demenz sei nach vielen enttäuschenden klinischen Studien gesunken, schreibt die WHO. Allerdings hätten die USA beispielsweise ihre jährlichen Investitionen in die Alzheimer-Forschung von 631 Millionen Dollar 2015 auf 2,8 Milliarden Dollar (rund 2,4 Mrd. Euro) 2020 ausgeweitet.