Schon zuvor sei bekannt gewesen bekannt, dass die frühkindliche Entwicklung des Darms, des Gehirns und des Immunsystems zusammenhängen, erklärten die Forscher um Lukas Wisgrill von der Medizinischen Universität Wien in einer Aussendung: „Dabei kooperieren Bakterien im Darm mit dem Immunsystem, das die Mikroben im Blick behält und passende Reaktionen darauf entwickelt.“ Mit dem Gehirn stehe der Darm wiederum über den Vagusnerv in Kontakt – aber auch durch Vermittlung des Immunsystems.
Folge: Überproduktion von T-Zellen
Extrem Frühgeborene haben ein hohes Risiko für Hirnschäden. Ob Darmbakterien und Immunzellen dabei eine Rolle spielen, haben Wisgrill und sein Team nun untersucht – und kommen im Fachblatt „Cell Host and Microbe“ zu dem Schluss: Das ist tatsächlich der Fall. „Unsere Daten zeigen, dass ein übermäßiges Wachstum des Bakteriums Klebsiella und damit verbundene erhöhte Werte von Gamma-Delta-T-Zellen Hirnschädigungen verschlimmern können“, so Wisgrill.
„Entscheidend ist, dass sich diese Muster oft noch vor den Veränderungen im Gehirn zeigen“, erklärte David Berry vom Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft der Universität Wien: „Damit öffnet sich ein kritisches Zeitfenster, in dem man Hirnschäden extremer Frühchen in Zukunft vielleicht vermeiden oder eine Verschlimmerung verhindern kann“.
„Die ersten 28 Tage sind hier wohl entscheidend, wie unsere Studie zeigt“, berichtete Wisgrill im Gespräch mit der APA. Unklar ist bislang, ob man in der Therapie mit zusätzlichen Probiotika – also lebenden Mikroorganismen – oder mit Antibiotika eingreifen sollte.