Ein Mann hält mehrere Phiolen von Impfstoffen in der Hand
dpa-Zentralbild/Robert Michael
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Dritter Stich hilft bei geschwächtem Immunsystem

Ist das Immunsystem stark geschwächt, besteht das Risiko, dass die Coronavirus-Impfung nicht anschlägt – so auch bei einem großen Teil der Nierentransplantierten. Ob eine dritte Dosis ihre Immunreaktion verbessern kann, wurde jetzt an der MedUni Wien untersucht – zumindest ein Teil dürfte davon profitieren.

Hochrisikopatientinnen und -patienten wurden in Ländern wie Israel, den USA oder auch Österreich so früh wie möglich gegen das Coronavirus geimpft. Im Fall von Nierentransplantierten hätten Untersuchungen bereits im Frühjahr gezeigt, dass ein erheblicher Teil keinen Impfschutz entwickelte, sagt Roman Reindl-Schwaighofer, Nierenfacharzt an der Medizinischen Universität Wien.

Grund sind die immunsupprimierenden Medikamente, die nach der Transplantation eingenommen werden müssen, um eine Abstoßung des Spenderorgans zu verhindern. „Mehr als die Hälfte der Transplantpatienten und -patientinnen waren auch nach zwei Impfungen nicht geschützt“, so Reindl-Schwaighofer.

Antikörper nach drittem Stich

Das sei nicht überraschend, auch andere Impfungen würden bei immunsupprimierten schlechter anschlagen, so der Mediziner. Man wisse aber, etwa von der Hepatitis-B-Impfung, dass mehrmaliges Impfen die Immunreaktion verbessern könne. Für die Studie am Wiener AKH wurden 200 Nierentransplantierte, die nach zwei Impfungen keine Antikörper hatten, ein drittes Mal geimpft – eine Hälfte mit dem gleichen mRNA-Impfstoff wie zuvor, die andere Hälfte erhielt einen dritten Stich mit dem Johnson&Johnson-Impfstoff.

„Wir haben gesehen, dass etwas mehr als ein Drittel nach der dritten Impfung Antikörper hatte, was aber bedeutet, dass zwei Drittel nach wie vor keine Immunität aufgebaut haben“, so Reindl-Schwaighofer. Welche Impfstoff zur Anwendung kam, also ob mit dem Gleichen geimpft oder kreuzgeimpft wurde, machte keinen messbaren Unterschied bei den neutralisierenden Antikörpern.

Großteil immer noch ungeschützt

Und auch bei den T-Zellen oder Gedächtniszellen, die ebenfalls wichtig für die Immunantwort bei Covid-19 sind, zeigten nur wenige Patienten leichte Anstiege. Der Großteil dieser Patienten sei also nach wie vor ungeschützt vor einer Infektion mit dem Coronavirus, ergänzt Reindl-Schwaighofer. „Wir sehen, dass Patienten nach drei Impfungen, die keine Immunantwort entwickelt haben, Covid kriegen, schwer an Covid erkranken und auch auf Intensivstationen liegen, jetzt schon“, sagt Reindl-Schwaighofer.

Es handle sich um eine Patientengruppe, die aufgrund ihrer Erkrankung ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf habe und wegen der medikamentösen Therapie nicht durch Impfung geschützt werden könne, so der Nephrologe. „Sie sind definitiv von Schutzmaßnahmen und einer Herdenimmunität abhängig“, so der Mediziner. Also abhängig davon, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen, um die Verbreitung des Virus zu bremsen.