Schülerin mit Mundschutz
APA/HELMUT FOHRINGER
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Kinder schützen zu Schulbeginn

Der Schulbeginn im Osten Österreichs bereitet vielen Eltern Sorgen: Denn die Delta-Variante ist deutlich ansteckender, die Infektionszahlen steigen bereits, und die Kinder sind nicht geimpft. Was sie laut Experten am besten schützt, sind geimpfte Erwachsene, Hygienemaßnahmen und Testungen.

Vier Kinder mussten allein an diesem Wochenende an der Uniklinik für Kinder und Jugendheilkunde Graz aufgenommen werden, berichtet Volker Strenger von der klinischen Abteilung für pädiatrische Pulmologie und Pädiatrie. Der Mediziner geht davon aus, dass in diesem Herbst mehr Kinder am Coronavirus erkranken – weil sie ungeimpft sind und weil es nicht mehr solche Kontaktbeschränkungen gibt wie im Vorjahr.

Regelmäßiges Screening hilft gegen Anstieg

In Deutschland bestätigt sich das bereits: Hier hat die Schule in einigen Bundesländern vor Wochen begonnen. Und es zeigt sich ein Muster: Die Infektionszahlen bei Kindern und Jugendlichen steigen zum Schulstart, stabilisieren sich dann aber wieder – wenn auch auf unterschiedlichem Niveau. Das sei auch für Österreich zu erwarten, meint Infektiologe und Kindermediziner Strenger.

Bereits im Vorjahr sei mit Schulbeginn die Zahl der erkannten Fälle gestiegen. Hier habe man gesehen, wenn man eine bestimmte Bevölkerungsgruppe zwei bis drei Mal pro Woche teste, dass man dort relativ viele Infizierte entdeckt. Das sei auch heuer wieder zu erwarten. Durch das regelmäßige Screening habe sich aber die Dunkelziffer in der Schule tendenziell senken lassen.

Vorerkrankte Kinder trifft es besonders

Ein weiteres Muster hat sich in Deutschland bereits herauskristallisiert: nämlich dass – im Fall einer Infektion – schwere Verläufe vor allem Kinder treffen, die bereits unter bestimmten Vorerkrankungen leiden, sagt Jörg Dötsch, Direktor der Uniklinik für Kinder- und Jugendmedizin in Köln. Das sind etwa Kinder mit Trisomie 21, Krebs oder mit Nierenerkrankungen. Starkes Übergewicht gilt ebenso als Risikofaktor im Fall einer Coronavirus-Infektion – auch bei Kindern. Das sei auch ein Grund, warum in den USA so viele Kinder an Covid-19 erkranken, sagt Jörg Dötsch.

Geimpfte Erwachsene erhöhen Schutz für Kinder

Doch wie kann man diese gefährdeten Kinder schützen? Zunächst zur Impfung: Für Sechs- bis Elfjährige werden die Zulassungsdaten Ende September erwartet. Bei den unter Sechsjährigen rechnet man mit den Daten derzeit mit Ende Oktober.

Bis dahin empfehlen die Mediziner allen ungeimpften Erwachsenen, sich doch impfen zu lassen – auch als Schutz für die Kinder. „Jeder hat die Pflicht, Menschen zu schützen, die sich selbst nicht schützen können“, sagt Kindermediziner Dötsch. Schulschließungen sind für ihn keine Alternative. Denn im Vorjahr habe man gesehen, dass sich dadurch die Zahl der Depressionen und Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen verdoppelt hat. Das sei eine viel größere Gefahr für die Kinder.

Wichtig ist aber auch das strikte Einhalten von Hygienemaßnahmen und Testungen, damit die Schulen im heurigen Herbst offenbleiben können.