Menschen mit Mund-Nasen-Schutzmasken auf der Oxford Street in London.
AP/Kirsty Wigglesworth
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Prognose

Maskenpflicht entscheidet Grippesaison

Im Vorjahr ist die Grippewelle in Österreich praktisch ausgefallen – vor allem wegen sozialer Distanz und Schutzmasken. Ob im Winter eine Maskenpflicht gilt oder nicht, wird auch die heurige Grippesaison entscheiden, meint die Virologin Monika Redlberger-Fritz.

Denn sobald Masken getragen werden, sehe man nicht nur bei SARS-Cov2 einen Rückgang der Aktivität, sondern auch bei allen anderen respiratorischen Viren, sei es die Influenza, RSV (Humanes Respiratorisches Synzytial, Erreger von Atemwegserkrankungen) oder Rhinoviren (Schnupfen). Alle Viren, die über Tröpfchen übertragen werden, werden durch die Masken in ihrer Verbreitung zurückgedrängt.

Impfstoff sollte wirken

Eine weitere Möglichkeit des Schutzes ist die Influenza-Impfung. Jeweils im Februar werden die zirkulierenden Virenstämme in Australien analysiert und daraus der Impfstoff für die kommende Saison bei uns hergestellt. Doch wegen des Lockdowns gab es auch in Australien zuletzt praktisch keine Grippeinfektionen.

Wie wahrscheinlich ist es, dass der neue Impfstoff überhaupt wirkt? „Schon sehr wahrscheinlich“, meint Monika Redlberger-Fritz vom Zentrum für Virologie der Meduni Wien. Denn weil die Influenza so gut wie nicht zirkuliert ist, hatte das Virus keine Möglichkeit, sich zu verändern. Dadurch sei der hochaktuelle Stamm in der Impfung eingebaut.

Immunsystem im Vorjahr nicht trainiert

Der Nachteil: Dadurch, dass die Immunsysteme der Menschen im Vorjahr kein Anti-Influenza-Training hatten, könnte auch eine Superwelle bevorstehen. Denn letztendlich gelten vor allem Kinder als Motoren der Ausbreitung der Grippe. Mittlerweile sei es bereits der dritten Geburtenjahrgang, der noch nie mit einem Grippevirus in Berührung gekommen ist, so die Virologin.

Damit gebe es einen sehr großen Pool an noch nie infizierten Kindern, die nun sehr stark an der Ausbreitung mitwirken und so eine starke Grippewelle bewirken können, so die Virologin. Allerdings nur dann, wenn eine solche Ausbreitung überhaupt möglich ist, weil keine Hygienemaßnahmen mehr in Kraft sind.

Plädoyer für die Impfung

Redlberger-Fritz plädiert jedenfalls dafür, sich impfen zu lassen. Denn wenn beispielsweise mit Jänner oder Februar die Maßnahmen aufgehoben werden, sei das genau die Zeit, in der die Grippewelle eigentlich in Österreich immer zirkuliert. So könnte sich im kommenden Winter eine starke Influenzawelle entwickeln – oder auch nicht, je nachdem, wie sich das Virus abhängig von Maskenpflicht und anderen Maßnahmen verbreitet. Die Influenza-Impfung wird jedenfalls ab Oktober wieder verfügbar sein.