Frau liegt mit offenen Augen im Bett
Getty Images/EyeEm/Dmitry Marchenko
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Schlaflosigkeit und Ängste weit verbreitet

Covid-19 hat die Menschen psychisch schwer erschüttert. Eine Vergleichsstudie in 13 Staaten kommt zu dem Schluss: In der ersten Pandemiewelle litt über ein Drittel an Schlafstörungen, je ein Viertel zeigte Zeichen von Angst oder Depression. In Österreich waren etwas weniger Menschen betroffen.

„Die Covid-19-Pandemie hat beispiellose Veränderungen im sozialen Leben, in der Arbeit und bei den Freizeitaktivitäten hervorgerufen, die alle eine große Auswirkung auf den Schlaf und das psychische Wohlbefinden gehabt haben“, schrieben die Autoren der Studie mit Erstautor Charles Morin (Universität Laval, Quebec, Kanada) und auch der Wiener Psychologin und Schlafforscherin Brigitte Holzinger (MedUni Wien) als einer der Autorinnen.

Internationaler Vergleich

Während es im vergangenen Jahr bereits einige nationale Studien zu den Auswirkungen von SARS-Cov-2 auf die Psyche der Menschen gab, fehlte bisher eine Vergleichsstudie mit einem standardisierten Protokoll im internationalen Rahmen, schreiben die Forscherinnen und Forscher in der Fachzeitschrift „Sleep Medicine“. Deshalb wurde ein entsprechender Fragebogen unter Verwendung von in der Psychologie etablierter Screening-Kategorien entwickelt und übersetzt.

Heraus kam eine internationale Befragung von 22.330 Erwachsenen (mittleres Alter: 41,9 Jahre; 65,6 Prozent Frauen) aus der Allgemeinbevölkerung in 13 Staaten auf vier Kontinenten zwischen Mai und August 2020. Österreich (824 Teilnehmer) war genauso dabei wie Länder wie Brasilien, die USA, Kanada, Hongkong und die chinesische Provinz Jinlin, Japan, Schweden, Italien und andere europäische Staaten.

Die Gesamtergebnisse: „Klinische Symptome von Schlaflosigkeit wurden von 36,7 Prozent der Teilnehmer berichtet. 17,4 Prozent erfüllten die Kriterien einer wahrscheinlich vorliegenden Schlafstörung (Krankheitsbild, Anm.). Es gab 25,6 Prozent mit wahrscheinlicher Angststörung und 23,1 Prozent mit einer wahrscheinlichen Depression.“ An Schlaflosigkeit bzw. echter Schlafstörung litten Frauen und jüngere Menschen häufiger.

Österreich leicht unter dem Schnitt

Für Österreich ergab sich eine Rate von 30,3 Prozent der Teilnehmer mit Symptomen von Schlaflosigkeit und einem Anteil von 12,5 Prozent mit wahrscheinlicher krankhafter Schlafstörung. Wahrscheinlich vorliegende Angststörung wiesen 21,2 Prozent der österreichischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf, eine wahrscheinliche Depression 18,2 Prozent.

Im Vergleich unter den 13 Staaten zeigten die österreichischen Probanden leicht unterdurchschnittliche Werte: So gab es in den USA gar einen Anteil von 59,8 Prozent der Befragten, die Symptome von Schlafstörungen vermerkten, 31,4 Prozent wiesen bereits krankmachende Schlafstörungen auf. Auch bei den Angstzuständen und den Depressionen schnitten die US-Amerikaner mit 51,3 Prozent bzw. 50,7 Prozent am schlechtesten ab.

Finnen fühlten sich in Europa am wohlsten

Umgekehrt wiesen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Jinlin in China bei Schlaflosigkeit bzw. Schlafstörungen mit 22,3 Prozent bzw. 7,5 Prozent die besten Werte auf. Italien lag hier mit 27,5 Prozent bzw. 8,2 Prozent in Europa ganz ähnlich. Auch bei den Angststörungen (10,1 Prozent) und bei den depressiven Symptomen (12,6 Prozent) waren die Teilnehmer aus Jinlin am wenigsten betroffen. In Europa fühlten sich offenbar die Finnen (13,9 Prozent Symptome von Ängsten; 12,8 Prozent Symptome von Depressionen) am wohlsten.

Insgesamt dürfte mit Covid-19 zumindest in dem Beobachtungszeitraum im Jahr 2020 die Häufigkeit von Schlafproblemen etwa auf das Doppelte gestiegen sein, fassen die Fachleute die Situation zusammen. Die psychischen Belastungen seien speziell in der ersten Phase der Pandemie höher gewesen.