Einem Mädchen wird die Augenstärke vermessen
AFP – ALEX TAN
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Medizin

Wieder weniger kurzsichtige Kinder

Weniger Tageslicht und mehr Bildschirmarbeit haben in der Pandemie dazu geführt, dass Kinder kurzsichtiger wurden. Mit dem Ende von Lockdowns hat sich der Trend aber wieder gedreht, wie eine Studie aus China zeigt.

Das berichtete die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) am Mittwoch in einer Aussendung.

Tageslichtmangel und langes Nahsehen

Tageslichtmangel und langes Nahsehen sind die wesentlichen Ursachen für Kurzsichtigkeit. Mittlerweile gibt es bereits mehrere Studien, die zeigen, wie Covid-19 diese Ursachen verstärkt hat. Während des strengen Lockdowns in China mit Ausgangsbeschränkungen und langen Schulschließungen stieg die Kurzsichtigkeit gerade bei jüngeren Kindern an, wie eine Untersuchung mit über 120.000 Kindern belegt hat. Darin zeigte sich 2020 im Durchschnitt eine Veränderung um minus 0,3 Dioptrien im Vergleich zum Zeitraum 2015 bis 2020.

Auch ein umgekehrter Trend konnte belegt werden, was den Einfluss des Lebensstils nur noch deutlicher belegt. „Eine weitere Studie aus China zeigt inzwischen, dass die Myopierate nach dem Lockdown wieder rückläufig ist“, stellte die deutsche Fachgesellschaft fest. „Dies ist ein Beweis, dass Lichtmenge und Sehgewohnheiten einen Einfluss auf die Myopisierung haben“, kommentierte der Augenarzt Wolf Lagreze.

“Kinder täglich zwei Stunden ins Freie“

Offenbar ist es eher die Zeit im Freien im Tageslicht und ohne ständige Nachsicht-Tätigkeit, die den Ausschlag gibt. Dass allein die intensive Nutzung von PCs, Tablets oder Smartphones Kurzsichtigkeit fördert, ist laut deutschen Beobachtungen eher unwahrscheinlich. Laut der groß angelegten deutschen Kindergesundheitsstudie hat die Häufigkeit von Kurzsichtigkeit unter Kindern in dem Jahrzehnt vor der Pandemie nicht zugenommen. Auch der relative Anteil an Brillen, die wegen Kurzsichtigkeit verordnet werden, blieb unverändert.

„Es gibt bisher keine kontrollierte Studie, die einen Einfluss von Smartphones, PCs oder Tablets auf die Kurzsichtigkeit belegt“, sagte Lagreze. Erwiesen sei jedoch, dass Tageslicht vor Kurzsichtigkeit schützt. „Kinder sollten deshalb täglich zwei Stunden im Freien verbringen“, fügte der Experte hinzu.