Eine schwangere Frau hält ihren Bauch
APA/DPA/FREDRIK VON ERICHSEN
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CoV-Impfung

Keine Gefahr für Zyklus und Fruchtbarkeit

Im Internet kursieren Meldungen über eine mögliche Unfruchtbarkeit und über Zyklusstörungen nach einer Coronavirus-Impfung. Tatsächlich gibt es Hinweise, dass sie sich auf den Zyklus auswirken könnte – allerdings nur sehr selten und kurzfristig. Nachweise für eine verminderte Fruchtbarkeit gibt es keine.

Es gibt immer wieder Frauen, die nach einer CoV-Impfung über Veränderungen im Zyklus berichten, etwa dass ein sonst sehr regelmäßiger Zyklus plötzlich ausbleibt oder unregelmäßig wird, sagte die Gender-Medizinerin Alexandra Kautzky-Willer, Leiterin der Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel an der Uniklinik für Innere Medizin in Wien, im Ö1 Mittagsjournal.

Ähnlich wie bei anderen Impfungen

Das sei aber nicht anders als bei anderen Impfungen, denn auch hier kommen Zyklusverschiebungen immer wieder vor: Das wurde etwa nach Grippeimpfungen oder HPV-Impfungen beobachtet. Bei den mRNA-Impfstoffen sei zudem eine geringe Immunreaktion möglich: Auch in der Gebärmutter befinden sich Immunzellen, die prinzipiell dazu führen könnten, dass es tatsächlich zu ein bis zwei unregelmäßigen Zyklen kommt.

Wahrscheinlicher sei aber, dass die Zyklusstörungen durch vermehrten Stress entstehen. Denn die hormonellen Veränderungen im Zyklus der Frau werden im Gehirn gesteuert. Vermehrter Stress durch die gesamte Coronavirus-Situation könne den Zyklus beeinflussen.

Keine Auswirkungen auf Fruchtbarkeit

Auf die Fruchtbarkeit habe die Impfung jedoch keine Auswirkungen. Das bestätigt auch der Fortpflanzungsmediziner Heinz Strohmer vom Kinderwunschzentrum an der Wien. Denn im Rahmen einer künstlichen Befruchtung kann man die Auswirkung der Impfung sehr genau beobachten: etwa auf die Anzahl der Eizellen, auf die Qualität der Eizellen und auf die Entwicklung der Embryonen. Studien hätten gezeigt, dass die Covid-19-Impfung vor einer Therapie wie zum Beispiel einer künstlichen Befruchtung keinerlei Auswirkungen auf die Anzahl der gewonnenen Eizellen und deren Entwicklung hat.

Auch auf die männliche Fruchtbarkeit habe die Impfung keine Auswirkungen, sagt Strohmer. Eine Coronavirus-Erkrankung könne aber sehr wohl Folgen haben. Deshalb empfehle man sowohl Männern als auch Frauen, sich vor einer geplanten Schwangerschaft impfen zu lassen. Ganz wesentlich sei nämlich der Schutz, den die Impfung bietet – auch für das Kind.

Schwangere durch Impfung gut geschützt

Studien aus Israel und den USA zeigen, dass die Wirksamkeit der Impfung bei Schwangeren 96 Prozent beträgt. Die Auswirkungen der Impfung auf den Zyklus werden zwar mittlerweile erfasst, aber es liegen dazu noch keine umfassenden Studien vor. Kautzky-Willer kritisiert etwa gegenüber science.ORF.at, dass zahlreiche pharmakologische Studien die Auswirkungen auf Frauen und insbesondere auf den Zyklus vernachlässigen.

In der Studie zur Zulassung des Biontech-Pfizer-Impfstoffes mussten die Teilnehmerinnen übrigens vorher einen Schwangerschaftstest durchführen, und sie wurden gebeten, mindestens 28 Tage lang zu verhüten. Trotzdem gab es 23 Schwangerschaften während der Studie: zwölf in der Impfgruppe, elf in der nicht geimpften Placebogruppe.

Fazit: Nach der Covid-19-Impfung kann es möglicherweise zu Veränderungen im Zyklus kommen, aber sehr selten, und wenn, dann sind diese Störungen nur temporär. Eine Verminderung der Fruchtbarkeit durch die Impfung ist bisher nicht nachgewiesen worden.