Studentinnen in einem Hörsaal
ORF.at/Peter Pfeiffer
ORF.at/Peter Pfeiffer
OECD

Österreichs Bildung im internationalen Vergleich

Die OECD hat am Donnerstag ihren alljährlichen Bericht "Bildung auf einen Blick“ veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen: In Österreich wird im internationalen Vergleich viel Geld für Bildung ausgegeben, das Bildungsniveau ist allgemein hoch, die Akademikerquote aber weiter unterdurchschnittlich.

Unterdurchschnittliche Akademikerquote

2020 lag der Anteil der Personen mit einem tertiären Bildungsabschluss an der Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren in Österreich bei 34 Prozent (OECD-Schnitt: 40 Prozent). Das entspricht einer Stagnation in Österreich bzw. einem Anstieg von einem Prozentpunkt in der OECD gegenüber dem Jahr davor. Beim Begriff „Akademikerquote“ ist Vorsicht geboten: In Österreich werden mittlerweile nicht nur Hochschulabschlüsse dazugezählt, sondern auch bestimmte Schulabschlüsse (BHS-Abschlüsse gelten im internationalen Vergleich als tertiäre Kurzausbildungen, Anm.). Über einen Bachelor-, Master/Diplom- bzw. Doktorabschluss verfügen in Österreich dagegen nur 19 Prozent (OECD: 33 Prozent).

Hohe Ausgaben, Fokus auf Berufsausbildung

In Österreich betrugen die Ausgaben pro Schüler bzw. Student 2018 von der Volksschule bis zur Hochschule kaufkraftbereinigt pro Kopf durchschnittlich 15.171 US-Dollar (ohne Forschungsausgaben an Hochschulen). Damit lagen sie weit über dem OECD-Schnitt von 10.488 Dollar. Gleiches gilt für die jeweiligen Einzelbereiche Volksschule, Sekundarstufe und Hochschulen.

„Bildung auf einen Blick“

Die Publikation „Bildung auf einen Blick 2021“ ist auf der OECD-Website erschienen.

Österreich ist das Land mit der stärksten Fokussierung auf Berufsbildung: 76 Prozent aller Absolventen und Absolventinnen einer Sekundarstufe II erwerben einen berufsbildenden Abschluss (v. a. Lehre, berufsbildende mittlere oder höhere Schule), der Rest entfällt auf einen allgemeinbildenden Abschluss (v. a. AHS-Matura). Der OECD-Schnitt liegt bei 38 Prozent.

Vergleichsweise weniger Schüler als im OECD-Schnitt kamen 2019 in Österreich in der Volksschule und in der Sekundarstufe auf eine Lehrerin bzw. einen Lehrer: Im Primarbereich (Volksschule) sind es zwölf Schüler (OECD: 15), in der Sekundarstufe neun (OECD: 13).

Bildungsausgaben leicht rückläufig

Österreichs Bildungsausgaben gemessen an der Wirtschaftsleistung lagen 2018 knapp unter dem OECD-Schnitt: In Österreich werden 4,7 Prozent des BIP für Bildungseinrichtungen vom Primar- bis Tertiärbereich verwendet, in der OECD sind es im Schnitt 4,9 Prozent. Gegenüber dem Jahr davor gab es in Österreich einen Rückgang um 0,1 Prozent, in der OECD eine Stagnation.

Der Anteil der öffentlichen Bildungsausgaben (ohne Forschung) an den öffentlichen Gesamtausgaben beträgt in Österreich 8,7 Prozent und ist damit ebenfalls unter dem OECD-Durchschnitt (9,8 Prozent).

Der Anteil der privaten Ausgaben für Bildungseinrichtungen liegt in Österreich bei lediglich sieben Prozent (OECD: 18 Prozent). Das ist vor allem auf den Hochschulsektor und das weitgehende Fehlen von Studiengebühren zurückzuführen: 2018 betrug der Privatanteil im Tertiärbereich in Österreich elf Prozent, in der OECD dagegen 34 Prozent.

Hohes Bildungsniveau

In Österreich verfügen 14 Prozent der 25- bis 64-Jährigen höchstens über einen Pflichtschulabschluss (OECD: 21 Prozent). 49 Prozent absolvierten als höchsten Bildungsabschluss die Sekundarstufe 2 (v. a. Lehre, berufsbildende mittlere Schule, AHS-Matura, BHS bis zum 3. Jahr; OECD: 37 Prozent), drei Prozent eine postsekundäre nicht tertiäre Ausbildung (z. B. Gesundheits- und Krankenpflegeschulen, bestimmte Uni- und FH-Lehrgänge; OECD: sechs Prozent).

15 Prozent haben als höchsten Abschluss eine sogenannte kurze tertiäre Ausbildung (v. a. BHS-Matura, ehemalige Pädagogische Akademien; OECD: sieben Prozent), fünf Prozent ein Bachelorstudium (OECD: 18 Prozent), 13 Prozent ein Master- oder Diplomstudium (OECD: 14 Prozent) und ein Prozent ein Doktoratsstudium (OECD: ebenfalls ein Prozent).

2020 verfügten hierzulande bereits 41 Prozent der 25- bis 34-Jährigen über einen Abschluss im Tertiärbereich (v. a. Hochschulen plus BHS). Das liegt knapp unter dem OECD-Schnitt (45 Prozent). Seit 2010 ist dieser Anteil sowohl in Österreich (34 Prozent) als auch in der OECD (37 Prozent) deutlich gestiegen.

Relativ kleine Klassen und alte Lehrer

2019 saßen in Österreich im Schnitt in der Volksschule 18 Kinder in einer Klasse (OECD: 21), nur in Costa Rica, Lettland, Litauen und Griechenland waren es weniger. Im Sekundarbereich I (AHS-Unterstufe, Mittelschule) lag die durchschnittliche Klassengröße bei 21 Schülern (OECD: 23), damit liegt Österreich im vorderen Mittelfeld. Seit 2013 sind die Klassengrößen konstant geblieben.

Österreich hat im OECD-Vergleich relativ alte Lehrer und Lehrerinnen. Im Volksschulbereich sind in Österreich 36 Prozent 50 Jahre oder älter, in der OECD sind es 33 Prozent. Am höchsten fällt der Unterschied im Sekundarbereich I aus: In der AHS-Unterstufe bzw. Mittelschule sind in Österreich 46 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer mindestens 50 Jahre (OECD: 36 Prozent), an den Oberstufenschulen (Sekundarbereich II) sind es 48 Prozent (OECD: 40 Prozent). Aber: Im Vergleich zu den Vorjahren ist der Anteil der Pädagogen über 50 in Österreich etwas geschrumpft.

Lehrergehälter über dem OECD-Schnitt

Lehrerinnen und Lehrer verdienen in Österreich zu jedem Zeitpunkt ihrer Karriere und in allen Schultypen mehr als im OECD-Schnitt. Lag 2020 in der Volksschule schon das Einstiegsgehalt mit rund 46.000 US-Dollar (kaufkraftbereinigt) pro Jahr über dem OECD-Schnitt (35.000), ist der Abstand beim Höchstgehalt mit rund 80.000 US-Dollar noch größer (OECD: 58.000).

Ähnlich verhält es sich in der Sekundarstufe I (Ö: rund 46.000 Start-, rund 86.000 Endgehalt; OECD: 36.000 bzw. 60.000) und der AHS-Oberstufe (Ö: 46.000 bzw. 91.000 US-Dollar; OECD: 38.000 bzw. 63.000 US-Dollar). Im Vergleich zu anderen Hochschulabsolventen in ihrem Land stehen Lehrerinnen und Lehrer in Österreich dagegen etwas schlechter da: So verdienen sie in der Volksschule 75 Prozent des durchschnittlichen Akademikergehalts, in der Sekundarstufe I sind es 85 und in der AHS-Oberstufe 96 Prozent (OECD: 86 bzw. 90 und 96 Prozent).

Unterrichtszeit: Unterschiedliche Tendenzen

Lehrerinnen und Lehrer an Volksschulen müssen in Österreich mit 814 Stunden pro Jahr mehr unterrichten als im OECD-Schnitt (791 Stunden). Im Sekundarbereich I stehen sie dagegen jährlich fast 100 Stunden kürzer in der Klasse (Ö: 635, OECD: 723), in der AHS-Oberstufe sind es 80 Stunden (Ö: 605, OECD: 685).

Die Zahl der Unterrichtstage liegt in Österreich mit 185 in allen Schulformen praktisch im OECD-Schnitt, die (allerdings nur für Pflichtschullehrer definierte) Jahresarbeitszeit indes darüber (Ö: 1.776; OECD: 1.627). Für das Jahr 2020 waren diese Zahlen pandemiebedingt aufgrund der Schulschließungen allerdings wenig aussagekräftig.