Raumfahrt

„BepiColombo“ fliegt erstmals an Merkur vorbei

Die europäisch-japanische Raumsonde „BepiColombo“ wird auf ihrem Flug zum Merkur am 2. Oktober erstmals an ihrem künftigen Ziel vorbeifliegen. Sie nützt den Vorbeiflug für eine Bahn- und Geschwindigkeitsänderung und soll schließlich im Jänner 2025 am sonnennächsten Planeten ankommen.

Im Rahmen von „BepiColombo“ fliegen erstmals zwei Orbiter (MMO und MPO) zugleich zum höllisch-heißen Merkur. Die Satellitenmission ist seit drei Jahren zu dem fast neun Milliarden Kilometer entfernten Planeten unterwegs. Am kommenden Samstag wird sich die europäisch-japanische Transportstufe bis auf 200 Kilometer an den am wenigsten erforschten Planeten heranwagen. Während des Vorbeiflugs ist sie einer Sonneneinstrahlung ausgesetzt, die um ein Vielfaches höher als auf der Erde ist.. „Dieser Vorbeiflug ist ein erster Test, ob die thermischen Schutzkonzepte für unsere Messgeräte funktionieren“, betonte Werner Magnes, Technischer Manager des Magnetometers MMO-MGF.

Magnetfeld vermessen

Mit einer Vielzahl an Instrumenten werden die beiden Orbiter den Planeten untersuchen: Das Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (IWF) ist für die Magnetfeldmessgeräte beider Raumsonden beteiligt: Beide Magnetometer (MPO-MAG und MMO-MGF) sind durchgehend eingeschaltet. Von MPO-MAG, dessen Sensor am bereits ausgeklappten Boom sitzt, werden mit Hochspannung die Ergebnisse erwartet. „Zum ersten Mal wird eine Raumsonde das Merkur-Magnetfeld der südlichen Hemisphäre in niedriger Höhe messen“, wie Wolfgang Baumjohann vom IWF, der die wissenschaftliche Leitung des MMO-MGF innehat, festhielt.

Damit stünden die bisher aufgestellten Modelle für das Eigenmagnetfeld des Planeten auf dem Prüfstand. Auch das Ionenspektrometer PICAM wird während des Merkur-Vorbeiflugs eingeschaltet, um erstmals in der extrem dünnen Merkur-Atmosphäre nach verschiedenen Arten von Ionen zu suchen. Die Beteiligung des IWF an „BepiColombo“ wurde von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) finanziert.

Lenksystem und Thermoisolation

Technik aus Wien steuert die Merkursonde: Das Lenksystem stammt vom österreichischen Weltraumunternehmen RUAG Space Austria in der Bundeshauptstadt, wo es auch entwickelt und gebaut wurde, wie das Unternehmen betonte. Zusätzlich lieferte der Weltraumzulieferer auch für die Ausrichtung der Solarpaneele die Motorsteuerung.

Weiters schützten die Wiener Experten die Sonde vor den extremen Temperaturen im All: „Merkur ist der sonnennächste Planet, daher muss die Sonde extreme Hitze von über 450 Grad Celsius aushalten“, wie Geschäftsführer Andreas Buhl verdeutlichte. Die Hochtemperaturisolation mit Keramikfasern dient gleichzeitig als Schutz gegen Mikrometeoriten. Laut dem Unternehmen wird jeder europäische Satellit mit Thermoisolation von RUAG Space geschützt. Rund 1.300 Mitarbeitende in sechs Ländern entwickeln und produzieren laut Unternehmensangaben Produkte für Satelliten und Trägerraketen. RUAG Space ist Teil des internationalen Technologieunternehmen RUAG international mit Sitz in der Schweiz.