Stay-At-Home-Schild in Großbritanniene
AFP/OLI SCARFF
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Sozialleben

Lockdown veränderte Gedanken

Wenige soziale Kontakte, die schwierige Arbeitssituation und die ständige Angst vor einer lebensbedrohlichen Krankheit haben dazu geführt, dass sich während der Pandemie Denkmuster verändert haben. Wie genau, zeigt eine neue Studie aus Großbritannien: Es wird weniger an die eigene Zukunft und Mitmenschen gedacht.

Die Lockdowns waren ein krasser Kontrast zum „normalen“ Leben. Wie sie das allgemeine Wohlbefinden verändert haben, berichten nun Forscherinnen und Forscher der Universität York in ihrer Studie, die in der Fachzeitschrift „PNAS“ erschienen ist. Konkret wurden für die Studie Probandinnen und Probanden vor und während dem ersten Lockdown in Großbritannien zu ihrem Gemütszustand befragt. In einem Zeitraum von sieben Tagen wurden die Personen mehrmals via SMS kontaktiert, um persönliche Fragen zu beantworten. Dabei wurden Daten von insgesamt 78 Menschen im Alter zwischen 18 und 68 Jahren ausgewertet.

Gedanken im Lockdown

„Normalerweise verbringen Menschen sehr viel Zeit damit, über die eigene Zukunft und andere Menschen nachzudenken. Das sind Muster, die sich während dem Lockdown stark verändert haben“, erklärt die Studienautorin Brontë Mckeown in einer Aussendung zur Studie. Die Ergebnisse zeigen klar: Im Lockdown dachten viel weniger Menschen an ihre Zukunft und Mitmenschen. Weniger soziale Kontakte sind der Grund, warum sich die Denkmuster verschoben haben. Menschen seien „soziale Denker“: Kommunziziert man oft mit einer Person, denkt man auch häufiger an sie. Das war im Lockdown nur selten möglich.

Der Blick in die Zukunft sei laut den Experten ebenfalls stark von der Pandemie beeinflusst worden. „Wir wissen, dass Zukunftsdenken generell an die mentale Gesundheit geknüpft ist“, meint Mckeown. Ohne soziale Kontakte sind Menschen vermehrt auf sich allein gestellt, das allgemeine Wohlbefinden nimmt ab, und der positive Blick in die Zukunft schwindet. Jedoch ergaben weitere Untersuchungen, dass Studienteilnehmer, die sich zunehmend mit Personen aus ihrem Umfeld austauschten, auch wieder vermehrt an ihre Mitmenschen dachten.

Mentale Gesundheit

Die Pandemie hat durch ihre Dauer und Forderungen an die Gesellschaft dazu geführt, dass sich die Gedanken und Träume verändert haben. „Unsere Ergebnisse zeigen, wie wichtig unser Umfeld und soziale Interaktionen für unsere mentale Gesundheit sind“, meint die Ko-Autorin und Psychologin Giulia Poerio. Eine erhöhte Depressionsrate stellte auch eine OECD-Studie seit der Coronavirus-Krise fest – vor allem in Ländern, die stark von der Pandemie betroffen waren.