U-Bahn in Shanghai
AFP – HECTOR RETAMAL
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Demographie

China: Wohlstand trotz alternder Bevölkerung

Die Geburtenraten in China gehen seit Jahren zurück, mit 1,35 Kindern pro Frau wurde im Vorjahr ein Rekordtief erreicht. Eine Studie zeigt nun: Durch den Bevölkerungsrückgang und die Alterung sind das Wirtschaftswachstum und der künftige Wohlstand des Landes dennoch nicht gefährdet.

Mit einem im August dieses Jahres verabschiedeten Gesetz, das chinesischen Paaren auch offiziell erlaubt, ein drittes Kind zu bekommen, hat China eine klare Kehrtwende von der rigiden Ein-Kind-Politik vollzogen, die von 1980 bis 2016 für einen Großteil der Bevölkerung galt. Deren Folge war eine rapide Überalterung der chinesischen Bevölkerung, die den offiziellen Statistiken zufolge bereits in den nächsten Jahren anfangen wird zu schrumpfen.

Viele Befürchtungen über die Bevölkerungsalterung – nicht nur in China, sondern auch in anderen Ländern – würden allerdings auf vereinfachenden, nicht mehr zeitgemäßen Annahmen über die Auswirkungen der Altersstruktur beruhen, betonen die Forscher um den Demographen Wolfgang Lutz von der Uni Wien und dem IIASA in Laxenburg. In ihrer nun im Fachjournal „Pnas“ veröffentlichte Studie haben sie daher auch Faktoren wie Erwerbsbeteiligung und Bildung berücksichtigt, die die Produktivität beeinflussen.

Bildung als Ausgleich

Ihrer Analyse zufolge wird sich das Wirtschaftswachstum Chinas positiver entwickeln als befürchtet wurde. Dies liegt vor allem daran, dass mit steigendem Bildungsniveau der Frauen die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sie in das Erwerbsleben eintreten. Ältere Bevölkerungskohorten mit niedrigerem Bildungsstand würden durch jüngere Menschen mit höherem Bildungsstand ersetzt, die aufgrund ihrer besseren Ausbildung wesentlich produktiver sein werden. Dadurch könnten bei anhaltendem Trend zu einem steigenden Bildungsniveau viele der negativen Folgen der Bevölkerungsalterung ausgeglichen werden.

„Die Alterung der Bevölkerung ist unvermeidlich, aber negative wirtschaftliche Folgen der Bevölkerungsalterung sind nicht unvermeidlich“, betonte Lutz in einer Aussendung des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse. Der Demograph hält „mehr noch als die Erhöhung der Geburtenrate die Gewährleistung einer qualitativ hochwertigen Bildung für die heutige und künftige Generation“ für entscheidend, um die Herausforderungen der Bevölkerungsalterung zu bewältigen.