Frau liegt mit offenen Augen im Bett
Getty Images/EyeEm/Dmitry Marchenko
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Schlafstörungen

Ein Schlaflabor für zu Hause

In Österreich leiden viele Menschen unter Schlafstörungen: Sie haben Schwierigkeiten einzuschlafen, durchzuschlafen, oder der Schlaf ist nicht erholsam. Um mehr Betroffenen helfen zu können, arbeiten Forschende der Universität Salzburg jetzt an einem virtuellen Schlaflabor – die Schlafanalyse findet nicht in der Klinik, sondern zu Hause statt.

Ob Frühaufsteher oder Nachteule, jeder Mensch braucht ausreichend Schlaf. Als ideal gelten sieben bis neun Stunden Schlaf täglich und zwar für alle im Alter von 18 bis 65. Denn während des Schlafs verlangsamt sich zwar der Organismus, das Gehirn bleibt jedoch weiterhin aktiv, verarbeitet Informationen und festigt Gedächtnisinhalte. Wer regelmäßig zu wenig schläft, also an einer Insomnie leidet, kann folglich unter Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen leiden, das Immunsystem wird schwächer, die Lebenserwartung kann sinken.

Ein Viertel leidet an Schlafstörungen

Laut dem Psychologe Manuel Schabus vom Labor für Schlaf- und Bewusstseinsforschung der Universität Salzburg leidet mindestens ein Viertel der Österreicherinnen und Österreicher an Schlafstörungen. „Sie leiden darunter, dass sie regelmäßig, also mehrmals die Woche, nicht einschlafen können, nicht durchschlafen können oder eben frühzeitig erwachen“, so Schabus. In Folge fühlten sich diese Menschen im Alltag beeinträchtigt.

Betroffenen kann eine Analyse im Schlaflabor helfen: Dabei werden die Gehirn-, Augen- und Muskelaktivität gemessen, die Einschlaf- und Aufwachzeiten erfasst und so ein Schlafprofil erstellt. Doch bei klinischen Schlaflabors gebe es oft drei bis vier Monate Wartezeit, sagt Schabus. Deswegen habe man an der Universität Salzburg ein virtuelles Schlaflabor entwickelt, das jetzt im Rahmen einer Studie eingesetzt wird.

Drei Tage Schlaflabor zu Hause

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden an der Universität ambulant verkabelt. „Dann schicken wir die Leute mit einem ambulanten Gerät nachhause und die können dort in ihrer gewohnten Umgebung schlafen“, erklärt Schabus. Anhand der Aufzeichnungen könnten die Psychologinnen und Psychologen nachher eine professionelle Schlafauswertung anbieten, analysieren, wie gut jemand schläft, wie viele Unterbrechungen es gibt und in welchen Schlafphasen.

Die Informationen zum virtuellen Schlaflabor und Coaching findet man online unter gesunderschlaf.coach. Eingeladen an der Studie teilzunehmen, sind alle 30- bis 75-jährigen mit Schlafstörungen aus dem Raum Salzburg.

Drei Nächte lang wird der Schlaf zu Hause analysiert, dann folgt ein sechswöchiges Schlafcoaching. Beides wird im Rahmen der Studie kostenlos angeboten. Das Coaching baut auf dem individuellen Schlafprofil auf, also wie lange man zum Einschlafen braucht, welche Schlafphasen durchgemacht werden, wie oft man in der Nacht aufwacht, wie lange man für das abermalige Einschlafen braucht. Das Schlafcoaching erfolgt ebenfalls digital: Die Behandlungsmodule stehen online zur Verfügung und können über Smartphone oder Tablet abgerufen werden.

Schlafcoaching über Smartphone und Tablet

Das Schlafcoaching erfolge immer im Austausch mit den Psychologinnen und Psychologen. „Da geht es einerseits um Aufklärung, wir nennen es Psychohygiene oder Schlafhygiene“, sagt Schabus. Also wann jemand schlafen geht, was man vor dem zu Bett gehen tun sollte und was nicht. „Und zum anderen geben wir wirklich aktive Handlungsanweisungen, wie zum Beispiel Entspannungsübungen zu machen vor dem Schlaf oder bestimmte Schlafrituale einzuhalten“, so der Psychologe weiter.