Zitronenfalter auf Zinnie in Blumenwiese
APA/dpa/Felix KŠstle
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Artenschutz

Manifest: Artenvielfalt endlich schützen

2010 bis 2020 sollte die Dekade der Biodiversität werden – doch keines der Ziele der UNO-Konvention zum Schutz der Biodiversität wurde erreicht. Einige Organisationen haben sich nun zusammengeschlossen, um eine sozial-ökologische Wende zu fordern – im Vorfeld der UNO-Biodiversitätskonferenz.

20 Ziele zum Schutz der Artenvielfalt hatte sich die internationale Staatengemeinschaft 2010 gesetzt, die sogenannten Aichi-Ziele, benannt nach dem Verhandlungsort, der japanischen Präfektur Aichi. 2021 ist man davon weiter entfernt als jemals zu vor.

Etwa eine Million Tier- und Pflanzenarten sind weltweit aktuell vom Aussterben bedroht. Seit 1970 haben allein die Wirbeltier-Populationen im globalen Schnitt um 60 bis 70 Prozent abgenommen. Die Population von mehr als 40 Prozent der Insektenarten nimmt ab, und ein Drittel aller Insektenarten ist vom Aussterben bedroht.

Lebensgrundlage langfristig erhalten

Deswegen fordern Greenpeace, Attac, Katholische Jungschar, Fridays for Future und ÖBV-Via Campesina Austria in einem gemeinsamen Manifest, eine Kehrtwende der Umweltpolitik, sagt Ursula Bittner von Greenpeace Österreich. Laut Manifest sterben jeden Tag 150 Tier- und Pflanzenarten aus, weil die Artenschutzmaßnahmen der Vergangenheit so gut wie keine Wirksamkeit gezeigt hätten.

„Wir wissen auch von der Wissenschaft, dass die Leistungen, die uns die Natur zur Verfügung stellt, in den letzten 50 Jahren rapide abgenommen haben“, so Bittner gegenüber science.ORF.at. Dazu zählen die Bestäubung von Obst- und Gemüsepflanzen, sauberes Trinkwasser, ausreichend große Fischbestände als wichtige Nahrungsquelle oder natürliche Schädlingsbekämpfung durch Fressfeinde. „All das hat sich massiv verschlechtert und damit entziehen wir uns eigentlich unserer Lebensgrundlage“, so Bittner weiter.

Artenschutz als Kinderrecht

Im gemeinsamen Manifest fordern die Organisationen strenge Gesetze zum Artenschutz und ein Ende freiwilliger Selbstverpflichtungen für Wirtschaft und Industrie. Ausgleichsmechanismen müssten verboten werden, sagt Bittner, also Ökosysteme und Artenvielfalt an einer Produktionsstätte zu gefährden, wenn an einem anderen Ort als Ausgleich eine Naturschutzzone würde.

„Wir müssen anerkennen, dass die Klimakrise und die Biodiversitätskrise eigentlich auch eine Krise der Kinderrechte sind und der fehlende Arten- und Naturschutz die künftigen Generationen stark gefährde“, so Bittner. Verhandlungsgegenstand bei der UN-Biodiversitätskonferenz wird beispielsweise die Einrichtung großer Schutzflächen sein – eine Forderung, die auch das Manifest teilt. Konkret sollen bis 2030 zumindest 30 Prozent der Landfläche und 30 Prozent der Meeresfläche unter Schutz gestellt werden.