Krankenhaus mit Dengue-Patienten in Lahore
AFP/ARIF ALI
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Infektionskrankheiten

Hoffnung auf Dengue-Behandlung wächst

Mit einer neu gefundenen Molekülverbindung könnte das weit verbreitete Dengue-Fieber in Zukunft effektiv behandelt werden. Auch die Antikörper bleiben nach einer Erkrankung länger im Körper bestehen, als bisher vermutet wurde.

Eine stark erhöhte Temperatur, Kopf- und Gliederschmerzen – mit diesen Symptomen haben jene Personen zu kämpfen, die am Dengue-Fieber erkrankt sind. Meist erholen sich Betroffene innerhalb weniger Tage, das von Stechmücken übertragene Dengue-Virus kann aber auch zu schweren Komplikationen oder sogar zum Tod führen. Laut einem europäischen Forscherteam um die Mikrobiologin Suzanne Kaptein gibt es jährlich auf der ganzen Welt über 96 Millionen symptomatische Infektionen mit dem Virus.

Potenzielle Behandlung gefunden

Schon lange wird daher nach einer Behandlung für die weit verbreitete Tropenkrankheit gesucht – bisher jedoch eher ohne Erfolg. Es gibt zwar eine Impfung gegen das Dengue-Virus, die in einigen Ländern zugelassen ist. Es sind aber vier verschiedene Untergruppen des Virus bekannt. Die Impfung schützt dabei nur gegen eine dieser Gruppen.

Hoffnung geben nun aber Untersuchungen von der Mikrobiologin Kaptein und deren Kolleginnen und Kollegen. Sie konnten im Rahmen einer Studie, die vor kurzem im Fachjournal „Nature“ veröffentlicht wurde, eine potenzielle Behandlung für die Tropenkrankheit finden.

Hemmstoff „entschärft“ Virus

Dazu untersuchten sie tausende Zellkulturen im Labor. Das Forscherteam stellte fest, dass eine neu identifizierte Molekül-Verbindung das Virus sozusagen „entschärfen“ könnte, indem es die Dengue-Viren daran hindert, sich zu vermehren. Der gefundene Hemmstoff mit dem Namen „JNJ-A07“ blockiert dabei die Interaktion zwischen zwei Virenproteinen und verhindert so die Reproduktion. Bei Tests in Menschen- und Mosquito-Zellen zeigte sich, dass „JNJ-A07“ sehr effektiv gegen alle vier Untergruppen des Dengue-Virus eingesetzt werden könnte.

Auch was passiert, wenn das Virus gegen den Hemmstoff resistent wird, konnten die Forscherinnen und Forscher untersuchen. Sie fanden heraus, dass jene Mutationen, die das Virus gegen „JNJ-A07“ eventuell resistent machen könnten, scheinbar auch dafür verantwortlich sind, dass sich das Virus in Mosquito-Zellen nicht weiter vermehren kann. Auch wenn das Virus also resistent gegen den Hemmstoff wird, wäre eine Übertragung durch Mosquitos laut den Forscherinnen und Forschern nicht weiter möglich.

Weitere Untersuchungen nötig

Um die Wirksamkeit des Hemmstoffes zu überprüfen, führte Kaptein mit dem Forscherteam mehrere Untersuchungen an Mäusen durch. Dazu wurden die Tiere mit teils tödlichen Mengen des Dengue-Virus infiziert. Mit der Behandlung durch „JNJ-A07“ konnte unter anderem die Virenbelastung im Blut der infizierten Mäuse rasch reduziert werden. Auch die Produktion sogenannter Zytokine, die wahrscheinlich zu einem schweren Verlauf des Dengue-Fiebers beitragen, konnte durch den Hemmstoff klar reduziert werden. „JNJ-A07“ war laut den Studienautorinnen und -autoren außerdem nicht nur dann effektiv, wenn es nach einer Dengue-Infektion verabreicht wurde, sondern auch, wenn es die Mäuse noch vor einer Ansteckung bekamen.

Bis zum Einsatz in der Praxis seien laut dem Forscherteam aber noch weitere Untersuchungen und Experimente nötig – etwa auch klinische Studien an Menschen. Die Forscherinnen und Forscher möchten künftig außerdem weitere antivirale Moleküle finden, die vor verschiedenen Virusfamilien mit Pandemiepotential schützen könnten. Der Kostenaufwand für derartige Untersuchungen sei jedoch groß, die Forscherinnen und Forscher sind derzeit daher dabei, die nötigen finanziellen Mittel zu lukrieren.

Doppelter Schutz durch Dengue- und Zika-Antikörper

Eine weitere gute Nachricht rund um das Dengue-Virus kommt von einem US-amerikanischen Forscherteam um die Virologin Leah Katzelnick. In einer Langzeitstudie untersuchten die Forscherinnen und Forscher Antikörper nach Dengue- und Zika-Erkrankungen in mehr als 4.000 Kindern aus Nicaragua. Die Ergebnisse wurden vor kurzem im Fachjournal „Science Translational Medicine“ veröffentlicht.

Elf Jahre dauerte die Untersuchung der Dengue- und Zika-Antikörper. Das Besondere an den Tropenviren: Beide gehören der Familie der Flaviviren an – Personen, die sich also zum Beispiel von Dengue-Fieber erholen, entwickeln Antikörper, die auch vor einer Erkrankung durch das Zika-Virus schützen können – und umgekehrt.

Antikörper bleiben länger erhalten

Bisher wurde vermutet, dass die Antikörper nach einer Infektion mit den Tropenviren etwa zwei Jahre in den Körpern von Patientinnen und Patienten bestehen bleiben. Katzelnick verglich daher mit ihren Kolleginnen und Kollegen die Antikörper in Kindern, die zum ersten Mal an Dengue-Fieber erkrankt waren mit jenen, die bereits zum zweiten Mal mit dem Dengue- oder Zika-Virus zu kämpfen hatten. Das Ergebnis: Die Antikörper verschwanden nicht wie zuvor angenommen nach wenigen Jahren, sondern konnten auch elf Jahre nach der ersten Erkrankung nachgewiesen werden und noch sowohl vor Dengue- als auch Zika-Viren schützen. Wie gut einzelne Betroffene aber tatsächlich vor erneuten Erkrankungen durch die Tropenviren geschützt sind, hänge von der individuellen Anzahl ihrer Antikörper ab.

Die Forschungsergebnisse zu den Antikörpern sind laut den Studienautorinnen und -autoren eine gute Grundlage für weiterführende Untersuchungen auf dem Gebiet – etwa, wenn es darum geht, einen geeigneten Impfstoff gegen die verbreiteten Tropenkrankheiten zu entwickeln.