Braunbär in alpiner Steinlandschaft
Dietrich Heller
Dietrich Heller
Stoffwechsel

Fett macht Bären nicht krank

Umfangreiche Fettreserven machen Braunbären im Gegensatz zu Menschen nicht krank, berichten Wiener Forscher. Üppige Mengen an „gutem Cholesterin“ (HDL) und „Antioxidantien“ bewahren sie vor gesundheitsschädlichen Auswirkungen, wenn sie sich für den Winterschlaf mit reichen Energiereserven ausstatten.

Ein Team um Sylvain Giroud vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien untersuchte den Cholesterin-Stoffwechsel und die Blutwerte von frei lebenden europäischen Braunbären (Ursus arctos), die sich große Fettreserven angefressen hatten, um während des Winterschlafes nicht zu verhungern. In dieser Zeit veränderte sich ihr Fettstoffwechsel radikal, erklären die Forscher in einer Aussendung zur soeben im Fachmagazin „Scientific Reports“ erschienenen Studie. Verschiedene Gegenmechanismen hielten die Tiere aber trotz hoher Blutfettwerte gesund.

Schutz vor schädlichen Substanzen

So wird zum Beispiel ein Enzym im Körper der Bären hyperaktiv, das HDL-Cholesterin stabilisiert. Es gilt als gutes Cholesterin, weil es im Gegensatz zu LDL-Cholesterin keine Arterienverkalkung (Arteriosklerose) verursacht. Außerdem haben die Tiere mehr „Antioxidantien“ im Blut. Sie schützen den Körper vor schädlichen Substanzen (freie Sauerstoff-Radikale), die bei übermäßigem Fettstoffgehalt vermehrt auftreten und etwa die Muskeln schädigen sowie Entzündungen fördern.

Die Bären können sich durch diese Schutzmaßnahmen Fettmassen anfressen, die Menschen krank machen würden. Bei diesen würde dadurch unter anderem Arteriosklerose ausgelöst, und Ablagerungen und entzündliche Prozesse an der Innenwand der Herzkranzgefäße, Halsschlagader und der Beinarterien entstehen. Das kann zu Durchblutungsstörungen der Beine (Schaufensterkrankheit) und medizinischen Notfällen wie Herzinfarkt und Schlaganfall führen. Mit den Erkenntnissen aus dem Braunbär-Stoffwechsel könne man vielleicht neue Strategien gegen die Arteriosklerose bei Menschen entwickeln, schreiben die Forscher.