Lemur auf einem Baum (Madagaskar)
AFP/RIJASOLO
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Artenvielfalt

Weltnaturkonferenz begann in China

Die Weltgemeinschaft sucht nach einer Strategie, um das dramatische Aussterben der Arten zu stoppen oder zumindest zu bremsen. Die knapp 200 Vertragsstaaten der UNO-Konvention für die biologische Vielfalt (CBD) kamen heute zur 15. Weltnaturkonferenz (Cop15) zusammen, um über Wege aus der Krise zu beraten.

Das Treffen findet unter Vorsitz Chinas vor allem virtuell und mit Vertretern an Ort und Stelle in der südwestchinesischen Stadt Kunming statt. Der Weltbiodiversitätsrat warnt vor dem Aussterben von einer Million Arten schon in den nächsten zehn Jahren und dramatischen Folgen für die Lebensgrundlagen der Menschen. Gesunde Ökosysteme und biologische Vielfalt seien die Basis für Wohlstand, Wohlergehen, Ernährung und Gesundheit, mahnen Experten auf dem Treffen. Sie garantierten saubere Luft, Trinkwasser, ertragreiche Böden, ein stabiles Klima und Widerstandsfähigkeit gegen Naturkatastrophen.

Mehr als 75 Prozent der Feldfrüchte weltweit, darunter viele Obst- und Gemüsesorten, Kaffee und Kakao sind von natürlichen Bestäubern abhängig. „Die Leistung der Insekten ist für uns unbezahlbar“, sagte Florian Titze von der Umweltstiftung World Wide Fund For Nature (WWF). Auch kommen rund 70 Prozent der Medizin, die in der Krebsbehandlung genutzt wird, aus der Natur. "Viele dieser genetischen „Schätze", von denen wir gar nicht wissen, welchen Nutzen sie für die Menschheit haben könnten, haben wir noch gar nicht entdeckt“, sagte Titze.

Manifest für Artenvielfalt

Die Delegierten der Cop15 beraten über Ziele für ein neues Rahmenabkommen – vergleichbar mit dem Pariser Klimaabkommen, auch wenn es weniger bindend sein wird. Die Konferenz war im Oktober 2020 geplant, wurde aber wegen der Pandemie verschoben und aufgeteilt. Trotz der Dringlichkeit, gegen das Artensterben vorzugehen, wurden die Erwartungen heruntergeschraubt. Auf dem Treffen soll nur eine „Erklärung von Kunming“ verabschiedet werden. Es soll Verhandlungen im Januar vorbereiten, bevor die Strategie bei einem Präsenztreffen vom 25. April bis 8. Mai in Kunming verabschiedet werden soll.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace Österreich plädierte für „starke Ziele“. Unter anderem müssten 30 Prozent der Meere bis zum Jahr 2030 unter starken Schutz gestellt werden „Für unsere Artenvielfalt ist es fünf vor zwölf. Die Profitgier von Industrien hat zu einer Biodiversitätskrise geführt. Die Meere werden leergefischt, die Wälder in Brand gesetzt und Natur zubetoniert. Dadurch sind heute über eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Politikerinnen und Politiker müssen endlich das Ruder herumreißen und bis zum nächsten Jahr nicht nur starke Artenschutzziele, sondern auch ein Regelwerk beschließen, mit dem diese Ziele erreicht und Tier und Pflanzenarten langfristig geschützt werden können“, so Lukas Meus, Biodiversitätsexperte bei Greenpeace.