Meeresspiegel steigt auch bei Erreichen von 1,5-Grad-Ziel

Selbst wenn die Menschheit ihr 1,5-Grad-Ziel im Kampf gegen die Erderwärmung erreichen sollte, wird der Meeresspiegel einer Studie zufolge über die Jahrhunderte hinweg weiter ansteigen. Asien werde es am härtesten treffen, warnen Forscher. Dort liegen neun der zehn am stärksten von Überschwemmungen bedrohten Küstenmetropolen.

Die meisten wissenschaftlichen Schätzungen zum Anstieg des Meeresspiegels und der damit verbundenen Bedrohung für Küstenstädte reichen bis zum Ende dieses Jahrhunderts. Sie gehen von einem Anstieg zwischen einem halben Meter und weniger als einem Meter aus. Das Phänomen werde jedoch aufgrund der Erwärmung des Wassers und der Eisschmelze über das Jahr 2100 hinaus andauern, warnten die Forscher in der im Fachjournal „Environmental Research Letters“ veröffentlichten Studie – und zwar unabhängig davon, wie schnell die Treibhausgasemissionen reduziert werden.

Fünf Prozent heute gefährdet

Etwa fünf Prozent der Weltbevölkerung lebten bereits heute in Gebieten, denen in der Zukunft Überschwemmungen drohen könnten, sagte der Hauptautor der Studie und Präsident der Journalisten- und Wissenschaftsorganisation Climate Central, Ben Strauss.

„Die CO2-Konzentration ist heute um 50 Prozent höher als im Jahr 1800, und die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Erde ist um 1,1 Grad Celsius gestiegen“, sagte er. Das reiche aus, um den Meeresspiegel um fast zwei Meter anzuheben, „egal ob es zwei oder zehn Jahrhunderte dauert“.

1,5 Grad nicht genug

Selbst das im Pariser Klimaabkommen von 2015 festgelegte 1,5-Grad-Ziel werde einen zerstörerischen Anstieg des Meeresspiegels nicht verhindern – „die alternativen höheren Werte sind aber noch viel schlimmer“, erläuterte Strauss. Wenn sich die Erde um nur ein halbes Grad weiter erwärmt – also auf zwei Grad – würden wohl die Häuser von einer halben Milliarde Menschen überflutet.

Etwa 200 Millionen weitere Einwohner von Küstenstädten könnten dann regelmäßig von Überschwemmungen betroffen sein, errechneten die Wissenschaftler in der Studie. Auch Unwetter könnten dann zunehmend zum Problem werden.

„In Glasgow und bis zum Ende dieses Jahrzehnts haben wir die Möglichkeit, den nächsten hundert Generationen entweder zu helfen oder sie zu verraten“, sagte Strauss mit Blick auf den anstehenden Weltklimagipfel COP26 im schottischen Glasgow. An der Studie waren Forscher unter anderen der US-Universität Princeton beteiligt.