drei übergewichtige Chinesen stehen in einem Swimmingpool
Zhang tao – Imaginechina
Zhang tao – Imaginechina
Coronavirus

Mehr Diabetes-Vorformen bei Kindern

Diabetes zählt zwar bei Erwachsenen zu den Risikofaktoren für einen schweren Covid-19-Verlauf, bei Kindern gibt es laut Expertinnen aber keinen Grund für übermäßige Sorge. Für problematisch halten sie aber den Anstieg an Übergewicht bei Kindern in der Pandemie – und damit verbundenen Diabetes-Vorformen.

Seit Beginn der Pandemie ist klar: Die ältere Generation und Erwachsene mit Vorerkrankungen – wie Diabetes – sind höchst gefährdet, eine schwere Coronavirus-Infektion zu erleiden. Die Stoffwechselerkrankung betrifft in Österreich ungefähr 600.000 Menschen.

Zuletzt hat eine Studie der Medizinischen Universität Innsbruck gezeigt, dass rund 30 Prozent der schwererkrankten Patientinnen und Patienten im Spital an Diabetes oder Prädiabetes litten. Die Untersuchung stützte sich dabei auf Erwachsene, Kinder und Jugendliche waren in der Studie nicht vertreten, obwohl auch hierzulande knapp 3.000 Kinder und Jugendliche von einem Typ Diabetes betroffen sind – 90 Prozent davon an Diabetes-Typ 1.

Kein erhöhtes Risiko für schweren Verlauf

Diabetes sei zwar für Erwachsene bedrohlich, für Kinder und Jugendliche aber gehe man von keinem erhöhten Risiko aus, sagt die Oberärztin Gabriele Berger von der Kinderambulanz im Gesundheitszentrum Wien Floridsdorf gegenüber science.ORF.at. „Glücklicherweise hat sich herausgestellt, dass Kinder und Jugendliche mit Diabetes-Typ 1 in Österreich nicht vermehrt von schweren Verläufen betroffen sind.“ Die medizinische Betreuung der Kinder sei hierzulande gut, die Betroffenen hätten ihre Krankheit im Griff, weshalb sie ein ähnliches CoV-Risiko haben wie Kinder ohne Vorerkrankung. Dies bestätigten auch die Kinderärztinnen Susanne Hofer und Birgit Rami-Merhar von den Medizinunis Innsbruck bzw. Wien gegenüber science.ORF.at.

Trotzdem sei Vorsicht geboten: International und auch in Österreich vorliegende Daten besagen, dass bei Kindern mit anderen chronischen Leiden – wie bestimmten neurologischen Erkrankungen –schwere Covid-19-Verläufe häufiger sind. „Gleichzeitig könnte es auch Kinder ohne Vorerkrankungen treffen. Wie bei den Erwachsenen weiß man oft nicht, wer schwer erkrankt“, erklärt Gabriele Berger. Die aktuellen Auswertungen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) zeigen jedenfalls: Die Infektionszahlen bei Kindern und Jugendlichen steigen – Ende September machten die Sechs- bis 14-Jährigen ein Fünftel aller Neuinfektionen aus.

Prädiabetes bei Kindern gestiegen

Die Pandemie wirkt sich trotzdem negativ auf die Gesundheit von Kindern aus: Ergebnisse aus dem Adipositas-Betreuungsprogramm „Enorm in Form“ der Österreichischen Gesundheitskasse zeigen einen Anstieg an Prädiabetes – eine Diabetesvorstufe – bei Kindern zwischen sechs und 14 Jahren. Im Vergleich mit vorherigen Semestern weisen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Pandemiesemester deutlich höhere Blutzuckerwerte und Insulinspiegel auf.

„Wenn da nicht entschlossen gehandelt wird, werden wir bei diesen Kindern eine Entwicklung Richtung Typ-2-Diabetes sehen“, zeigt sich die Ärztin besorgt. Hauptgrund für das steigende Übergewicht und die hohen Blutwerte ist mangelnde Bewegung während der Lockdowns. Der Weg zur Schule ist ausgefallen, Sportkurse wurden abgesagt und der Besuch vom Spielplatz verboten, hingegen stiegen die Zeiten vor dem Bildschirm. Das Erlernen eines gesunden Lebensstils – durch genügend Sport und gesunde Ernährung – sei somit hilfreich, Übergewicht zu reduzieren und die Gefahr einer Diabetes-Typ-2 Erkrankung abzubremsen.

“Keine harmlose Kinderkrankheit“

Fakt ist: Kinder und Jugendliche können genauso an Covid-19 erkranken wie Erwachsene. Zwar ist der Verlauf milder und nur in wenigen Fällen schwer, er kann aber genauso Langzeitschäden verursachen. „Covid-19 ist keine harmlose Kinderkrankheit“, betont Gabriele Berger. Bei der Hälfte der infizierten Kinder werden Krankheitssymptome beobachtet. „Eines von 1.000 Kindern erkrankt so schwer, dass es intensivmedizinisch behandelt werden muss.“ Zusätzlich können Kinder durch eine Infektion mit dem Coronavirus am Hyperinflammationssyndrom – einer überschießenden Entzündungsreaktion – oder Long-Covid erkranken.

„Kinder haben laut der UNO-Kinderrechtskonvention das Recht auf eine bestmögliche Gesundheitsversorgung, dazu gehört auch der Schutz vor vermeidbaren Krankheiten durch Impfungen. Mir ist es ganz wichtig, die Kinder jetzt ins Zentrum zu rücken“, appelliert die Kinderärztin.