Covid-Impfstoff-Ampullen und Spritzen von Valneva
AFP – JUSTIN TALLIS
AFP – JUSTIN TALLIS

Valneva meldet „positive“ Studienergebnisse

Der österreichisch-französische Konzern Valneva hat „positive erste“ Ergebnisse aus der klinischen Phase-III-Studie für seinen Impfstoffkandidaten gegen das Coronavirus bekanntgegeben.

Im Vergleich zum AstraZeneca-Impfstoff sei bei den Probanden ein höherer mittlerer Wert an neutralisierenden Antikörpern gegen das SARS-CoV-2-Virus festgestellt worden, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Das Mittel sei zudem „im Allgemeinen gut verträglich“.

Klassischer, lang erprobter Impfansatz

Valneva verfolgt mit seinem Covid-19-Vakzin einen klassischen Ansatz mit inaktivierten Viren. Diese Herangehensweise ist seit vielen Jahrzehnten erprobt. Dabei wird dem Körper das gesamte abgetötete Virus präsentiert. Somit muss sich das Immunsystem mit allen Erreger-Teilen auseinandersetzen. Es handle sich laut Valneva um den einzigen derartigen Impfstoffkandidaten in Europa.

An der Phase-III-Studie nahmen 4.012 Erwachsene und 660 Jugendliche teil. Verabreicht wurde der Valneva-Impfstoff in zwei Dosen im Abstand von vier Wochen. Bei Erwachsenen über 30 Jahren wurde ein Vergleich mit dem Wirkstoff von AstraZeneca durchgeführt. Der Titer der neutralisierenden Antikörper lag demnach im Durchschnitt über jenem der Teilnehmer, die AstraZeneca erhielten.

"Wir haben im direkten Vergleich zu dem Impfstoff von AstraZeneca gezeigt, dass unsere neutralisierenden Antikörper um etwa 40 Prozent höher sind, gleichzeitig haben wir gezeigt, dass über 95 Prozent aller Probanden in der Studie ein notwendiges Niveau von neutralisierenden Antikörpern erreicht haben“, erklärte Valneva-Geschäftsführer Thomas Lingelbach im Ö1 Mittagsjournal.

Keine schwere Erkrankung

Die Antworten von Immunzellen (T-Zellen) richteten sich gegen verschiedene Teile des Virus. Am stärksten fiel die Reaktion auf das Spike-Protein des Erregers aus. Im Rahmen der Studie meldeten weniger als ein Prozent der Teilnehmer „ein unerwünschtes Ereignis von besonderem Interesse“, so das Unternehmen. Es stellte sich kein schwerer Fall einer Covid-19-Erkrankung ein, egal welchen Impfstoff die Studienteilnehmer erhielten.

Das deute darauf hin, dass beide Vakzine schwere Erkrankungen gegen die aktuell zirkulierenden Virenvarianten – also vor allem die Delta-Variante – verhindern. Der Leiter der Studie, Adam Finn von der Universität Bristol (Großbritannien) sieht die „geringe Reaktogenität und die starke funktionelle Antikörperantwort sowie die breiten T-Zell-Reaktionen“ als „beeindruckend und äußerst ermutigend“ an.

Zulassungsantrag „so schnell wie möglich“

„Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass dieser Impfstoffkandidat auf dem besten Weg ist, eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Pandemie zu spielen“, so Finn. Valneva-Geschäftsführer Thomas Lingelbach teilte mit, dass das Unternehmen seinen Impfstoffkandidaten „so schnell wie möglich“ zur Zulassung bringen wolle, um „den Menschen, die noch nicht geimpft sind, eine alternative Impfstofflösung anzubieten“. Erste Schritte zu einem Antrag zur Zulassung bei der britischen Gesundheitsbehörde MHRA seien bereits erfolgt.

“Nicht auf Impfstoff warten – jetzt impfen!“

Die Impfung von Valneva dürfte voraussichtlich Anfang nächsten Jahres in Österreich verfügbar sein. Mit dem Impfen zu warten, bis der Impfstoff auch eingesetzt werden kann, hält Lingelbach für keine gute Idee. „Bei Corona ist jede Impfung besser als keine Impfung. Ich halte es für extrem wichtig, dass wir eine hohe Durchimpfungsrate haben, um wieder zu einer Normalität zu kommen und Varianten hintan zu halten“, sagte er Anfang September gegenüber science.ORF.at.

Viel Potenzial sieht er in seinem Impfstoff vor allem langfristig mit Blick auf Auffrischungsimpfungen, der Impfstoff könnte hier eine Art Technologieplattform sein, die Auffrischungsimpfungen vereinfacht. „Aber ich ermutige jeden, nicht auf diesen Impfstoff zu warten“, so Lingelbach damals. Am Montag, nach Bekanntwerden der positiven Studienergebnisse ergänzte er: „Ich bin nach wie vor überzeugt: Jede Impfung ist besser als keine Impfung – und das so schnell wie möglich."

Großbritannien stornierte Auftrag

Vor rund einem Monat hatte Großbritannien nach Angaben des franko-österreichischen Unternehmens seine Bestellung von 100 Millionen Impfdosen storniert. Dies sei aufgrund einer Vertragsklausel möglich gewesen. Die britische Regierung habe angeführt, dass Valneva seine Verpflichtungen nicht erfüllt habe. Valneva wies den Vorwurf zurück, ohne dies näher zu erläutern.

Für den Konzern war dies ein harter Schlag, da Großbritannien bisher sein einziger Kunde für den Covid-Impfstoff war. Der Aktienkurs stürzte nach der Ankündigung um 40 Prozent ab. Die französische Regierung versicherte daraufhin, dass die EU weiterhin an dem Vakzin interessiert sei. Nach der Bekanntgabe der Studienergebnisse am Montag legte die Valneva-Aktie zum Handelsstart an der Pariser Börse um mehr als 30 Prozent zu.