Elektronenmikroskopische Aufnahme von SARS-CoV-2
APA/AFP/National Institutes of Health/Handout
APA/AFP/National Institutes of Health/Handout

„CoV-Resistenzen gezielt erforschen“

Die Schwere eines Covid-19-Krankheitsverlaufs hängt – zumindest bei einigen Patienten – auch mit dem Erbgut zusammen. Neben Risikogenen gibt es aber auch Gene, die vor der Krankheit schützen. Coronavirus-resistente Menschen sollten deshalb systematisch untersucht werden, fordern nun Forscherinnen und Forscher.

Bisher sei nur wenig über die genetischen und immunologischen Grundlagen von SARS-CoV-2-Resistenten bekannt, schreibt ein Team um den griechischen Biomediziner Evangelos Andreakos in einem Artikel, der soeben in der Fachzeitschrift „Nature Immunology“ erschienen ist. Umso wichtiger sei es, diese zu untersuchen. Ein Ansatzpunkt: Personen, die über einen längeren Zeitraum in einem Haushalt mit lauter Infizierten leben, sich selbst aber nicht anstecken.

Sobald mit Hilfe von PCR- und Bluttests zweifelsfrei erwiesen ist, dass sie tatsächlich nicht infiziert sind, sollten Fachleute ihr Erbgut entschlüsseln. Dazu ruft Andreakos und sein Team des Forschungskonsortiums “Covid Human Genetic Effort“ (CHGE) auf – darunter mit dem Pneumologen Ivan Tancevski von der Medizinuni Innsbruck auch ein Vertreter aus Österreich.

Vorbild: Malaria und HIV

Das Erbgut kann einen Teil schwerer CoV-Krankheitsverläufe erklären. So wurden bisher eine Reihe von Risikogenen entdeckt, aber auch fehlgeleitete Autoantikörper, die nicht das Virus, sondern das Immunsystem angreifen. Zusammen seien sie für 20 Prozent der kritischen Krankheitsverläufe verantwortlich, schreiben Andreakos und sein Team.

Die Grundlagen einer SARS-CoV-2-Resistenz liegen demgegenüber noch fast völlig im Dunklen. Lange Zeit war das auch bei anderen Infektionskrankheiten der Fall: Am Beispiel von Malaria, HIV und bestimmten Noroviren zeichnen die Forscher und Forscherinnen aber Wege auf, wie man Resistenzgenen auf die Spur kommen kann.

Bis jetzt gebe es kein Medikament, das speziell das Coronavirus bekämpft, schreiben sie in ihrem Artikel. Auf Basis von resistenten Genvarianten könnte sich das ändern. Bisher seien 400 Menschen weltweit identifiziert worden, die sich für eine entsprechende Resistenzstudie eignen – auf der CHGE-Homepage werden potenziell natürlich Geschützte weiter dazu aufgerufen, sich zu melden und mitzumachen.