Junger afrikanischer Elefant
AFP/TONY KARUMBA
AFP/TONY KARUMBA
Wilderei

Weniger Elefanten mit Stoßzähnen

Durch die jahrzehntelange Jagd auf afrikanische Elefanten mit Stoßzähnen gibt es immer mehr Weibchen ohne die markanten Hauer. Laut Forschern ein Beweis, dass die Elfenbeinjagd die Entwicklung der ganzen Art innerhalb weniger Jahre verändern hat.

Elefanten sind schon sehr lange Teil von Kriegen – ob direkt als Reittiere oder indirekt wegen ihrer teuren Stoßzähne. Das Elfenbein der Tiere wurde etwa unter anderem dazu genutzt, den Bürgerkrieg in Mosambik von 1977 bis 1992 zu finanzieren. Während des Krieges sank die Zahl der im dortigen Gorongosa National Park heimischen afrikanischen Elefanten um über 90 Prozent.

Ein internationales Forscherteam um den Biologen Shane C. Campbell-Staton hat nun den Einfluss der Elfenbein-Wilderei auf die Entwicklung der Elefanten in Mosambik während der Zeit des Bürgerkrieges und in den Jahren danach untersucht. Dazu nutzten sie Daten aus früheren Feldversuchen und Modellen. Die Ergebnisse präsentieren die Forscherinnen und Forscher im Fachjournal „Science“.

Stoßzähne werden seltener

Einigen Weibchen im Gorongosa Nationalpark fehlen die Stoßzähne aufgrund ihrer genetischen Veranlagung. Für Wilderer sind aber vor allem Elefanten mit Elfenbein interessant. Wie das internationale Forscherteam daher wenig überraschend aufzeigen konnte, erhöhte sich der prozentuale Anteil der Tiere ohne Stoßzähne während des Bürgerkrieges in Mosambik, während die generelle Zahl der Tiere stark sank.

Laut den Forscherinnen und Forschern stieg der Anteil der Elefantenkühe ohne Stoßzähne in 28 Jahren – darunter auch der 15-jährige Bürgerkrieg – um über 30 Prozent an. Auch in den Jahren nach dem Bürgerkrieg blieb der Anteil der stoßzahnlosen Elefanten im Nationalpark höher als noch vor dem Konflikt – für das Forscherteam der Beweis, dass die gezielte Jagd durch den Menschen die Entwicklung ganzer Tierarten innerhalb weniger Jahre verändern kann. Simulationen des Teams zeigten auf, dass ein so großer Anteil stoßzahnloser Elefanten ohne die Folgen der Wilderei heute extrem unwahrscheinlich wäre.

Keine stoßzahnlosen Elefantenbullen

Während der Anteil der Elefantenkühe ohne Stoßzähne im Untersuchungszeitraum anstieg, konnten die Forscherinnen und Forscher keine Daten zu Elefantenbullen ohne die Hauer finden. Das Team vermutete daher einen Zusammenhang mit geschlechtsspezifischen Genen.

Bei Untersuchungen im Labor konnte daraufhin unter anderem das Gen AMELX identifiziert werden, das mit der Entwicklung der Stoßzähne in Verbindung steht und X-chromosomal vererbt wird. Bei Menschen steht das Gen in Verbindung mit einem für Männer tödlichen Syndrom, was laut dem Forscherteam wahrscheinlich auch die nicht vorhandenen stoßzahnlosen Elefantenbullen erklärt.

Gezielte Jagd beeinflusst Arten nachhaltig

Die Frage, wie sehr der Mensch Tierarten mit seinem Verhalten nachhaltig beeinflusst, sorgt schon lange für Diskussionen, erklären die Biologen Fanie Pelletier und Chris Darimont in einer Reaktion auf die Studie des internationalen Forscherteams. Vor allem die Fleisch- und Fischindustrie hätten demnach immer wieder mit einer unzureichenden Beweislage für langanhaltende Auswirkungen auf Tierarten durch die gezielte Jagd argumentiert. Mit der Studie über die afrikanischen Elefanten ändere sich das nun.