Gesellschaft

Künstler bleiben am ehesten in Erinnerung

Manche Persönlichkeiten bleiben auch nach ihrem Tod im kollektiven Gedächtnis, andere werden vergessen. Wie Forscher nun berichten, erinnert man sich nur an wenige Menschen noch länger. Meist sind es Künstler, deren kulturelles Erbe ihr Ableben überdauert.

Nach dem Tod in Erinnerung zu bleiben, ist und war vielen Menschen ein wichtiges Anliegen. Während in der frühen Menschheitsgeschichte die mündliche Überlieferung die Grundlage für das kollektive Gedächtnis bildete, spielen heute immer öfter Medien eine Schlüsselrolle bei der Frage, wer und wie erinnert wird. Ein Team von Computerwissenschaftlern rund um Robert West von der ETH Lausanne (EPFL) nahm das zum Anlass, Medienbeiträge von berühmten Persönlichkeiten zu analysieren.

Vier Muster entdeckt

Mithilfe von Algorithmen erfassten die Wissenschaftler, wie über 2.362 Personen des öffentlichen Lebens in englischsprachigen Online-Nachrichten und auf Twitter ein Jahr vor sowie ein Jahr nach deren Tod berichtet wurde. Die Persönlichkeiten aus Kunst, Politik, Sport und Wissenschaft waren zwischen 2009 und 2014 verstorben.

Schlussendlich identifizierten die Forscher vier typische Muster, die nach dem Tod sowohl auf den Nachrichtenportalen als auch auf Twitter auftraten: ein „Aufblitzen“,ein „Schweigen“, ein Rückgang sowie ein Anstieg in der Zahl der Nennungen der verstorbenen Person.

Meist kurze Aufmerksamkeit

„Das häufigste Muster trifft auf etwa die Hälfte aller Menschen zu. Vor ihrem Tod wird nicht viel über sie gesprochen, nach ihrem Tod gibt es einen kleinen Ausschlag und dann geht es wieder auf das Niveau vor ihrem Tod zurück“, erläutert West das Phänomen des Aufblitzens in einer Mitteilung der EPFL zu der kürzlich im Fachmagazin „PNAS“ erschienenen Studie.

Bei einem Viertel der Persönlichkeiten herrschte Schweigen, oftmals erhielten sie nicht einmal einen Nachruf, so der Lausanner Forscher. Bei einem Achtel steigt die Zahl der Nennungen zwar kurz an, pendelt sich danach aber auf einem tieferen Niveau als vor dem Tod ein – häufig handle es sich hier um Sportler und Politiker. Die größten Ausschläge nach oben beobachteten die Forscher bei Personen, die jung und eines unnatürlichen Todes starben.

Künstler am öftesten genannt

Lediglich bei einem Achtel der Personen übertraf die Zahl der Nennungen nach deren Tod die Zahl von zu Lebzeiten. Dies war insbesondere bei Künstlern der Fall, deren kulturelles Erbe ihren Tod überdauerte. Dies steht im Gegensatz zu Führungspersönlichkeiten und Sportlern, die in erster Linie für ihr Schaffen zu Lebzeiten berühmt sind.

„Es gibt eine Handvoll Superstars, an die man sich wirklich erinnert, während die meisten Menschen nicht in Erinnerung bleiben“, bilanzierte West die Ergebnisse der Studie. Er und sein Team möchten nun die Auswirkungen der Todesumstände erforschen und herausfinden, ob man sich dies auf die Erinnerung an die Person niederschlägt.