Von Borkenkäfern geschädigter Wald
APA/dpa/Lino Mirgeler
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Flora

Ranking der gefährlichsten neuen Arten

Klimaerwärmung und Globalisierung bewirken, dass sich immer mehr gebietsfremde Arten in heimischen Wäldern verbreiten. Welche davon harmlos sind und welche das Ökosystem gefährden, haben Fachleute mit einer Rangliste verdeutlicht. Ganz oben stehen Pilze.

Die Auwälder des internationalen Biosphärenparks Mur-Drau-Donau sind bedroht. Einer der Gründe dafür sind sogenannte invasive Arten wie die Amorpha fruticosa, auch bekannt als „Falscher Indigo“, erklärt Studienleiterin Katharina Lapin vom Bundesforschungszentrum für Wald. Sie hat mit einem internationalen Forscherteam eine Studie veröffentlicht, die eine Bestandsaufnahme und Analyse der gebietsfremden Arten im gesamten süd- und mitteleuropäischen Raum sein will. Erschienen ist sie im Oktober in der Fachzeitschrift “Neobiota“.

Die Amorpha fruticosa steht auf der in der Studie enthaltenen Rangliste der gefährlichsten invasiven Arten für den Auwald in Süd- und Mitteleuropa ganz oben. Der zwei- bis vier Meter hohe Strauch trägt violette Blüten und wirkt unscheinbar, allerdings wisse man schon heute, dass sich diese Pflanze im Auwald weiter ausbreiten wird, so Lapin. Das wiederum ziehe massive negative Auswirkungen auf das Ökosystem nach sich.

Amorpha fruticosa, falscher Indigo
Amorpha fruticosa

Rangliste ist zugleich Vorschau in die Zukunft

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Österreich, Ungarn, Slowenien, Serbien, Kroatien und der Schweiz haben für die Studie eine Bestandsaufname gemacht über bisherige Erkenntnisse zu gebietsfremden Arten im gesamten südost- und mitteleuropäischen Waldgebiet. 198 Arten haben sie gefunden, darunter 115 Pflanzen, 45 Insekten und 38 Pilze.

In einem nächsten Schritt haben sie diese Arten klassifiziert nach dem EICAT-System. Der IUCN EICAT Standard (Environmental Impact Classification of Alien Taxa), ist ein Bewertungssystem, das sich mit den Umweltauswirkungen von invasiven Arten befasst. Es hat eine ähnliche Funktion wie die in der Öffentlichkeit besser bekannte IUCN Rote Liste, wo bedrohte Arten klassifiziert werden. Beim EICAT-System werden invasive Arten nach ihrem Gefahrenpotenzial für die jeweiligen Ökosysteme klassifiziert. Es gibt ungefährliche Arten, oder solche, die vielleicht später einmal gefährlich werden könnten, und eben die schon jetzt gefährlichen Arten.

Pilze besonders gefährlich

Vor allem Pilze stehen ganz oben auf der Skala der gefährlichsten invasiven Arten für den südost- und mitteleuropäischen Wald und somit auch den österreichischen Auwald, das hat die Studie ergeben. Zum Beispiel der Südliche Rindenkugelpilz, der aus Nordamerika stammt. Ebenfalls gefährlich ist ein Schlauchpilz der Gattung Ophiostoma. Der Ophiostoma ulmi stammt aus Asien und ist in der Vergangenheit vor allem für Ulmen gefährlich geworden.

„Pilze können sich sehr rasch verbreiten. Da ist dieser Prozess des Ankommens und dann sich im Wald verbreiten und auch als Schädling für heimische Arten zu wirken dann relativ kurz“, so Studienleiterin Katharina Lapin. Der Pilz mit dem Namen Das falsche weiße Stängelbecherchen hat in den vergangenen Jahren zum Beispiel das Eschentriebsterben ausgelöst.

Viele Arten noch unerforscht

Katharina Lapin und ihr Team konnten für 114 der gefundenen gebietsfremden Arten eine Gefahrenanalyse erstellen. Die restlichen 84 Arten sind noch unerforscht. Vor allem über Insekten wisse man besonders wenig, so Lapin. Die Studie will auch ein transnationales Monitoring sein, das Wissenslücken aufzeigt und verrät, welche neuen Arten demnächst auch in Österreich zu erwarten sind. So könne man auch die Maßnahmen zur Bekämpfung besser fokussieren und je nach Dringlichkeit schneller umsetzen.