Eine Kuhherde in Bayern
AFP – CHRISTOF STACHE
AFP – CHRISTOF STACHE

Durch Methanreduktion Zeit gewinnen

Die weltweiten Methanemissionen sollen noch in dieser Dekade um 30 Prozent sinken. Das sieht zumindest eine neue globale Initiative vor. Reduziert man kurzlebige Treibhausgase, zeigt das rasch Wirkung. Klimaschutzziele könnte dadurch wieder in Reichweite kommen.

Der am Dienstag vom UNO-Umweltprogramm veröffentlichte „Emissions Gap Report“ zeigt: Die derzeitigen Klimaschutzmaßnahmen reichen nicht aus, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Den Staaten rennt die Zeit davon. Um ihr selbstgestecktes Ziel zu erreichen, müssten sie ihre Klimaschutzbemühungen versiebenfachen, berichtet die UNO. Eine Maßnahme, mit der die Weltgemeinschaft etwas Zeit im Kampf gegen die Klimaerwärmung gewinnen könnte, ist die „Global Methan Pledge“.

Initiative von USA und EU

Initiiert wurde diese Globale Methaninitiative von den USA und der EU. Im Rahmen der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow soll sie auf den Weg gebracht werden. Ihr erklärtes Ziel: die weltweiten Methangasemissionen bis 2030 um mindestens 30 Prozent gegenüber dem Stand von 2020 zu senken und damit die Klimaerwärmung bis Mitte des Jahrhunderts um mindestens 0,2 Grad Celsius einzudämmen.

Die Initiative stößt international auf positive Resonanz. Die Liste der teilnehmenden Staaten wird immer länger – darunter auch Staaten, die zu den weltweit größten Methangasemittenten gehören, wie etwa Mexiko oder Argentinien. Ob die Initiative ihr Ziel erreicht, wird vor allem davon abhängen, ob die erdöl- und erdgasproduzierenden Länder für die Reduktion gewonnen werden können. Denn bei der Förderung von Öl und Gas wird relativ viel Methangas emittiert.

Würde Treibhausgaseffekt rasch verringern

Nach CO2 ist Methan das zweitwichtigste Klimagas. Und es ist ein sehr wirksames Gas. Obwohl seine Konzentration in der Atmosphäre viel niedriger ist als jene von CO2, ist es für rund vierzig Prozent der Erderwärmung seit der vorindustriellen Zeit verantwortlich, erklärt die Klimaforscherin Astrid Kiendler-Scharr vom Forschungszentrum Jülich. „Das liegt daran, dass das einzelne Methan-Molekül sehr effizient Wärmestrahlung absorbiert und deshalb um das Zigfache potenter ist als ein einzelnes CO2-Molekül.“

Während sich CO2 in der Atmosphäre ansammelt und hunderte von Jahren dort verbleibt, ist Methan kurzlebig und verschwindet nach zehn bis zwölf Jahren. Wird weniger Methan ausgestoßen, erzielt man damit relativ rasch Wirkung. Das zeigen auch die Szenarien im letzten Bericht des Weltklimarats, an dem Kiendler-Scharr mitgearbeitet hat. Werden kurzlebige Klimagase konsequent reduziert, ließe sich damit die Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts um rund 0,8 Grad Celsius eindämmen. „Was uns Zeit gibt, um dann unsere CO2 Einsparungen vorantreiben zu können“, sagt die Klimaforscherin. „Aber es ersetzt die Einsparung von CO2 nicht. Das ist ganz klar.“

Wo Österreich Methan-Ausstoß reduzieren könnte

In Österreich werden jedes Jahr rund 80 Millionen Tonnen Treibhausgase emittiert. Rund sechs Millionen Tonnen davon seien Methan, erklärt der Klimaexperte Günther Lichtblau vom Umweltbundesamt. 70 bis 80 Prozent dieses Methangasausstoßes stamme aus der Landwirtschaft, und zwar aus der Viehzucht. „Methan entsteht in der Kuh durch die Fermentation von Futter, und das ist die größte Quelle in Österreich.“

Zwar ließe sich durch kluges Güllemanagement und Veränderungen beim Futter Methan einsparen, schlussendlich ausschlaggebend sei aber der Viehbestand, sagt Lichtblau. „Es ist die Anzahl der Tiere, die in Österreich gehalten werden, die entscheidend sein wird, wie gut wir dieses Ziel ‚Minus 30 Prozent‘ erreichen können.“ Wobei die österreichische Rinderwirtschaft mit 15 Kilo CO2 pro Kilogramm Rindfleisch unter dem globalen Durchschnitt von 25 Kilo liege. Durch die weitverbreitete Weidehaltung verursacht die Fütterung in Österreich weniger Treibhausgase. Der Fleischkonsum liegt mit jährlich mehr als 60 Kilo pro Person aber immer noch auf sehr hohem Niveau und beträgt ein Vielfaches dessen, was die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt.

Auch in der Energie- und Abfallwirtschaft wird Methangas ausgestoßen, berichtet Günther Lichtblau. In diesen Bereichen habe es in den vergangenen Jahren aber erhebliche Verbesserungen gegeben. Das österreichische Erdgasnetz sei von hoher Qualität, die Leitungen sehr dicht. Ähnliches gelte für Deponien: Sie sind in einem guten technischen Zustand und seien im Vergleich zur Landwirtschaft nur eine kleine Emissionsquelle.