Foto von Sitting Bull 1885
NPG/Smithsonian
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Nachfahren

Genanalyse bestätigt Verwandtschaft mit Sitting Bull

Eine genetische Analyse hat nun bestätigt, was Ernie Lapointe zuvor nur durch Papiere belegen konnte: dass er tatsächlich der Urenkel von Sitting Bull ist. 14 Jahre lang arbeiteten Forscher daran, brauchbares Erbgut aus einer winzigen Locke des legendären Stammeshäuptlings zu extrahieren.

Tatanka Iyotake (in Lakota-Sprache: „ein sich setzender Büffel“), besser bekannt als Sitting Bull, kämpfte als Häuptling der Sioux im 19. Jahrhundert gegen die weißen Siedler. Der charismatische Führer und begabte Redner koordinierte den Widerstand und sorgte für die historisch größte Niederlage der US-Truppen gegen die amerikanischen Ureinwohner am Fluss Little Bighorn. 14 Jahre nach der Schlacht wurde der wohl berühmteste aller nordamerikanischen Ureinwohner erschossen.

Ernie Lapointe
Ernie Lapointe
Ernie Lapointe

Es gibt zwei offizielle Grabstätten: eine in Fort Yates (North Dakota) und eine in Mobridge (South Dakota). Beide sind bei Besuchern sehr beliebt. Sitting Bulls Nachfahren glauben, dass Verwandte die sterblichen Überreste in den 1950er Jahren nach Mobridge verfrachtet haben. Ernie Lapointe, ein Urenkel, und seine Schwestern wollen die Gebeine exhumieren und an einem aus ihrer Sicht würdigeren Ort zur letzten Ruhe betten. Dafür müssen sie aber eindeutig belegen können, dass sie tatsächlich direkte Abkömmlinge des Häuptlings sind. Bis jetzt gab es nur Papiere, etwa Geburts- oder Sterbeurkunden als Belege.

Locke restituiert

Eine Locke von Sitting Bull war auf nicht ganze legale Weise im Museum gelandet, in der Smithsonian Institution. 2007 wurde sie an die Familie zurückgegeben. An dieser Stelle kommt Eske Willerslev von der University of Cambridge ins Spiel. Als dieser davon hörte, schrieb er Lapointe einen Brief: „Ich erklärte ihm, dass ich ein Spezialist in der Analyse von alter DNA bin und dass ich Sitting Bull bewundere“, so Willerslev in einer Aussendung zu der soeben im Fachmagazin „Science Advances“ erschienenen Studie. Es wäre eine große Ehre für ihn, das Erbgut von Lapointe und seinen Schwestern mit dem aus der Locke zu vergleichen, schrieb er weiter. Ein Großteil der Locke wurde zwar in einem spirituellen Akt verbrannt, aber einen kleinen Rest hatten die Erben für solche Zwecke aufgehoben.

Locke von Sitting Bull
Eske Willerslev
„Sitting Bulls“ Locke

14 Jahre brauchte Willerslev und sein Team, um brauchbares Erbgut aus der nicht einmal sechs Zentimeter langen Haarsträhne zu extrahieren. Die Haarreste waren nach einem Jahrzehnt bei Raumtemperatur nämlich in einen extrem schlechten Zustand. Die verwendete Technik unterscheidet sich laut den Forschern von gängigen DNA-Analysen zur familiären Abstammung. Man brauche dafür nur sehr wenig Material. Gearbeitet wird mit autosomaler DNA. Diese erben Kinder von beiden Eltern. Daher können genetische Abgleiche väterlicher- wie mütterlicherseits vorgenommen werden. Die Methode eigne sich auch für weiter entfernte und zurückliegende Verwandtschaften, wie im Fall von Sitting Bull.

Die autosomale DNA aus der Locke wurde dann mit der von Lapointe und anderen Stammesmitgliedern verglichen. Der Ergebnisse bestätigen, dass Lapointe und seine Schwestern tatsächlich die nächsten lebenden Verwandten von Sitting Bull sind. Bevor die nun auch genetisch bestätigten Nachfahren die Gebeine aus Mobridge woanders beisetzen lassen können, muss deren Erbgut auch noch analysiert werden, um sicherzugehen, dass Haare und Knochen tatsächlich von ein- und derselben Person, also von Sitting Bull, stammen.