Kohlekraftwerk Mehrum und Windräder in Deutschland
APA/dpa/Julian Stratenschulte
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Klimaerwärmung

C02-Emissionen wieder auf Vor-Pandemie-Niveau

Mit der Coronavirus-Pandemie ist der weltweite Ausstoß von Kohlendioxid durch Verbrennung von Kohle, Öl und Gas deutlich gesunken. In diesem Jahr wird er laut einer neuen Studie wieder fast das Vorkrisenniveau erreichen. Wenn sich derzeitige Trends fortsetzen, könnte es ungeachtet aller Klimaschutzversprechen im Jahr 2022 sogar einen neuen Höchstwert geben.

Das zeigt die neue Analyse des Forschungsverbundes „Global Carbon Project“ unter Leitung der Universitäten von Exeter in Großbritannien und Stanford in den USA. Tatsächlich müsste der gesamte CO2-Ausstoß aber jedes Jahr um 1,4 Milliarden Tonnen sinken, um das Ziel von netto null Kohlendioxidemissionen bis 2050 zu erreichen. Im Coronavirus-Jahr waren es minus 1,9 Milliarden Tonnen. Von der Erreichung des Ziels sei die Welt nun aber weit entfernt, heißt es in einer Studie, an der auch Thomas Grasser vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse in Laxenburg beteiligt war.

C02-Budget in elf Jahren aufgebraucht

Um eine 50-prozentige Chance zu haben, den Anstieg der globalen Mitteltemperatur wie angestrebt auf 1,5 Grad über vorindustriellem Niveau zu begrenzen, dürften insgesamt künftig nur noch 420 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen werden. Dieses Budget wäre bei einem Ausstoß wie 2021 in etwa elf Jahren aufgebraucht.

Die fossilen CO2-Emissionen dürften in diesem Jahr nach den Berechnungen bei 36,4 Milliarden Tonnen liegen. Das sind etwa 4,9 Prozent mehr als 2020, und es ist fast so viel wie im Vor-Pandemie-Jahr 2019 (36,7 Milliarden Tonnen nach aktuellsten Zahlen). 2020 sei der Umfang durch den vorübergehenden Rückgang von Industrie, Flug- und anderem Verkehr um rund 5,4 Prozent gesunken. Dazu gibt es verschiedene Schätzungen. Die Weltwetterorganisation WMO spricht von 5,6 Prozent Rückgang.

Grafik der CO2-Emissionen
Global Carbon Budget 2021

Vor allem China trägt zu Anstieg bei

CO2-Emissionen kommen außer aus fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas etwa auch aus der Waldvernichtung. Gleichzeitig nehmen Wälder aber viel CO2 auf. Netto betragen diese CO2-Emissionen nur rund ein Zehntel der fossilen Emissionen.

Getrieben wurde der Anstieg fossiler Emissionen in diesem Jahr nach dem Bericht vor allem durch die wachsende Nutzung von Kohle in China. Auch in anderen Ländern, darunter Indien, werde der wachsende Energiebedarf weiter durch fossile Energie gedeckt. Dagegen setze sich der mehrjährige Trend mit sinkendem CO2-Ausstoß in den USA und der EU fort. Der Ausbau erneuerbarer Energien sei 2020 ungebrochen gewesen.

Grafik der CO2-Emissionen
Global Carbon Budget 2021

Emissionen steigen auch in Österreich

Die Entwicklung bei den vier größten Treibhausgasverursachern im Vergleich zu 2019: Berechnet nach den vorläufigen Daten bis Ende Oktober, steigen die fossilen Emissionen in China und Indien in diesem Jahr, in den USA und der EU sinken sie.

In China, dem größten Treibhausgasverursacher, dürften es plus 5,5 Prozent gegenüber 2019 sein. In Indien, dem viertgrößten Verursacher, plus 4,4 Prozent. In den USA werden minus 3,7 Prozent gegenüber 2019 erwartet, in der EU minus 4,2 Prozent.

Genaue Zahlen für Österreich liegen in dem aktuellen Bericht nicht vor. Laut Berechnungen des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) sind die Treibhausgasemissionen im Pandemiejahr 2020 im Vergleich zum Jahr 2019 um 7,6 Prozent gesunken. Für heuer prognostizierte das WIFO im April wieder einen Anstieg um zwei Prozent, für 2022 gegenüber 2021 einen Anstieg um 3,7 Prozent.