Maximal 2,3 Tonnen CO2 dürfen bis 2030 pro Kopf produziert werden, um die Pariser Klimaziele einzuhalten. Der durchschnittliche Wert ist derzeit doppelt so hoch. Der Großteil der Emissionen wird von einer Minderheit verursacht – und das wird sich der Studie des Instituts für Europäische Umweltpolitik (IEEP) und des Stockholmer Umweltinstituts (SEI) zufolge auch nicht ändern. Die Pro-Kopf-Emissionen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung werden demnach auch 2030 noch weit unter der 2,3-Tonnen-Grenze bleiben. Die reichsten zehn Prozent dagegen werden sie um das Neunfache überschreiten.
Noch deutlicher wird das Ungleichgewicht, wenn die Emissionen des reichsten Prozents betrachtet werden. Die Studienergebnisse legen nahe, dass die Pro-Kopf-Emissionen der Superreichen 2030 den klimaverträglichen Wert um das 30-fache überschreiten werden. Wer zum reichsten Prozent der Weltbevölkerung zählt, müsste die individuellen Treibhausgasemissionen im Vergleich zu heute bis 2030 um rund 97 Prozent reduzieren, „um fair zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze beizutragen“, lautete die Schlussfolgerung der Oxfam-Studie.

„Gerechtigkeitsprinzip in Frage gestellt“
Das wird jedoch nicht passieren, zeige die Studie. Superreiche werden bis 2030 für 16 Prozent der Emissionen weltweit verantwortlich sein. Ein anschauliches Beispiel für diese Schieflage sind die jüngsten Weltraumausflüge der Milliardäre Jeff Bezos und Richard Branson: Mit einem einzigen Raketenflug verursachten sie mehr Emissionen, als ein Mensch aus der ärmsten Milliarde der Weltbevölkerung in einem ganzen Leben produziere, so Oxfam. Lediglich die geografische Verteilung werde sich bis 2030 ändern. Fast ein Viertel (23 Prozent) des reichsten Prozents werde demnach aus China stammen, ein knappes Fünftel aus den USA und ein Zehntel aus Indien.

Einschränkungen für klimaschädliche Aktien gefordert
Studienautor Tim Gore, Leiter des Programms für kohlenstoffarme und zirkuläre Wirtschaft bei IEEP, forderte die Regierungen auf, „ihre Maßnahmen besonders auf die extrem Reichen ausrichten“ und nannte Maßnahmen zur Einschränkung des CO2-Verbrauchs für Luxusgüter wie Megajachten, Privatjets und private Raumfahrt ebenso wie solche zur Begrenzung klimaintensiver Investitionen wie Aktienbesitz in der fossilen Brennstoffindustrie.

„Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden die krassen Ungleichheiten bei Einkommen und Emissionen innerhalb der Weltbevölkerung bestehen bleiben. Dies stellt das Gerechtigkeitsprinzip, das den Kern des Pariser Abkommens bildet, in Frage“, sagt auch Studienautorin Emily Ghosh vom Stockholmer Umweltinstitut. Oxfam fordert, dass alle Länder ihre Klimaziele unter dem Pariser Abkommen sofort überarbeiten. Staats- und Regierungschefs müssten stärkere Emissionssenkungen anstreben, die ihrem „fairen Anteil“ entsprechen.