Blutproben in einem Labor, ein Forscher greift nach einer Eprouvette
AFP – ATTA KENARE
AFP – ATTA KENARE

Blutgerinnungshemmer verkürzt Infektionsdauer

Die Verabreichung eines bekannten Blutgerinnungshemmers verkürzt die Dauer einer SARS-CoV-2-Infektion im Schnitt um vier Tage. Auch das Sterberisiko von Patientinnen und Patienten wird damit laut einer neuen Studie verringert.

Dies berichtet ein Team um David Pereyra von der Universitätsklinik für Allgemeinchirurgie der Meduni/AKH Wien im Fachblatt „Cardiovascular Research“. „Wir waren überrascht zu sehen, dass niedermolekulares Heparin möglicherweise einen direkten Effekt auf das Coronavirus und dessen Infektiosität hat“, erläuterte Pereyra in einer Aussendung der Meduni Wien.

Experimentelle Daten zeigen, dass Heparin die Bindungsfähigkeit von SARS-CoV-2 an Zellen und dadurch deren Infektion verhindern kann. Die Beobachtungen wurden in Zusammenarbeit mit der Wiener Klinik Favoriten, dem Landeskrankenhaus Innsbruck und dem Johannes-Kepler-Universitätskrankenhaus Linz gemacht.

Seit Sommer 2020 in Behandlungsleitlinien

Gerinnungsprobleme und daraus resultierende Komplikationen kommen bei Covid-19-Patienten häufig vor, erklärten die Forscher und Forscherinnen. Die Betroffenen haben ein erhöhtes Risiko für Thrombosen und Embolien, wie zum Beispiel Schlaganfälle, Lungen- oder Herzinfarkte, aber auch tiefe Beinvenenthrombosen. Eine Therapie mit Medikamenten, die die Blutgerinnung hemmen, ist seit Juli 2020 Teil der Leitlinien für Covid-19. Die zugrunde liegende Gerinnungserkrankung (Coagulopathie) ist bis heute nicht vollständig erforscht.

„Die bei Covid-19-Patientinnen und -Patienten beobachtete Coagulopathie ist neuartig und unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von bisher bekannten Gerinnungsproblemen“, betonte Alice Assinger, Gruppenleiterin am Institut für Gefäßbiologie und Thromboseforschung der Meduni. In der Analyse in Wien, Linz und Innsbruck wurde beobachtet, dass die Covid-19-assoziierte Coagulopathie nahezu ausschließlich bei Patienten auftritt, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen oder an den Folgen von Covid-19 versterben.

Zwar verbessern blutgerinnungshemmende Medikamente laut Meduni das Überleben von Covid-19- Patienten. Sie zeigen aber keinen Effekt auf immunologische Prozesse, die mit der Blutgerinnung zusammenhängen (Immunothrombose), wurde betont.