Diabetikerin spritzt Insulin
dpa/Gero Breloer
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Weltdiabetestag

WHO: Insulin ist zu teuer

100 Jahre nach der Entdeckung des Insulins kommen immer noch Millionen Diabetiker nicht an das lebensrettende Hormon. Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) anlässlich der Weltdiabetestags am Sonntag schreibt, sind viele Gesundheitssysteme zu schwach und die Insulin-Preise zu hoch.

Insulin sei ein Milliardenmarkt geworden, kritisierte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Freitag. „Die Wissenschaftler, die das Insulin vor 100 Jahren entdeckten, weigerten sich, daraus Profit zu ziehen und verkauften das Patent für nur einen Dollar“, sagte er. Diese Geste der Solidarität gelte heute nicht mehr.

Das Hormon Insulin reguliert die Aufnahme von Glucose in Körperzellen. Nötig ist es für Menschen mit der Stoffwechselstörung Diabetes mellitus, die für eine Überzuckerung sorgt. Deshalb spricht man auch von „Zuckerkrankheit“. Insulin wird von den Inselzellen der Bauchspeicheldrüse gebildet. Frederick Banting und Charles Best schafften es an der Universität in Toronto 1921 erstmals, Insulin aus Gewebe der Bauchspeicheldrüse zu gewinnen.

Drei Hauptproduzenten

Rund neun Millionen Menschen leben nach Schätzungen der WHO mit Diabetes Typ 1, einer Autoimmunkrankheit, bei der die Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört werden. Insgesamt haben mehr als 400 Millionen Menschen Diabetes Typ 2, rund 60 Millionen von ihnen brauchen Insulin. Dabei ist die Wirkung des Insulins in den Körperzellen vermindert. Dieser Diabetes-Typ gehe zu mehr als 80 Prozent mit Fettleibigkeit einher, schreibt die deutsche Diabetesstiftung. Ohne Insulingabe drohen diesen Menschen Nierenversagen, Blindheit oder Amputationen. Nur die Hälfte der Menschen mit Typ 2-Diabetes bekäme Insulin, so die WHO. 80 Prozent der Diabetiker leben in ärmeren Ländern.

Die WHO verlangt unter anderem mehr Investitionen in die Produktion. Dadurch soll ein stärkerer Wettbewerb hergestellt und Preise gesenkt werden. Rund 90 Prozent des Insulins wird heute von drei Unternehmen hergestellt: Eli Lilly (USA), Novo Nordisk (Dänemark) und Sanofi (Frankreich).

Vor allem müsse die Produktion von sogenanntem Humaninsulin steigen. Dabei wird das menschliche Gen für Insulin in die Erbsubstanz von Darmbakterien oder Hefepilzen eingebaut. Es sei genauso effektiv, aber deutlich billiger als Insulinanaloga. Diese setzen sich am Markt durch, weil sie durch einen anderen Aufbau der Aminosäurensequenz schneller wirksam sind.