Spritze und Impfstofffläschchen
Adobe Stock/Daniel CHETRONI
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Coronavirus

Wie man an die Impfmuffel herankommt

Eine höhere Impfquote ist der Schlüssel der Pandemiebekämpfung. Um die rund zehn Prozent zu erreichen, die in Österreich noch zögern, braucht es laut der Expertin Julia Partheymüller der Universität Wien eine Reihe von Maßnahmen – allen voran klare Signale der Politik und viel Information speziell für Junge.

Man müsste auch immer wieder die neuen Situationen thematisieren, wie etwa die Virus-Deltavariante, die deutlich ansteckender ist. Oder warum jetzt so viele Menschen infiziert sind, obwohl es mittlerweile eine Impfung gibt, so Julia Partheymüller vom Austria Corona Panel der Uni Wien, die mit einem Team die Einstellungen der Bevölkerung in Österreich zur Coronakrise untersucht.

Vor allem Junge sind unentschlossen

Zehn Prozent der Menschen in Österreich sind laut der letzten Befragung im Oktober noch unentschlossen in Bezug auf die Impfung, sagt Julia Partheymüller. Darunter seien viele jüngere Personen: Vor allem bei den 14-24-Jährigen gibt es noch viele, die zögern und denen nicht klar ist, was ihnen selbst die Impfung bringt. Dabei wäre es relativ einfach, Jugendliche zu erreichen.

Der Vorteil bei ganz jungen Menschen ist, dass sie in die Schule gehen und man sie dort gut ansprechen könnte. Etwa durch spezielle Veranstaltungen, wie das derzeit teilweise auch schon passiert (etwa durch die Aktion “Breaking the Wave“), oder durch Impfbusse, die man vor den Schulen aufstellt. Man müsse aber auch die Eltern aufklären, warum die Impfung für die Kinder wichtig ist, damit auch die Eltern informiert sind und Bescheid wissen. Etwa darüber, dass auch Kinder an Long Covid erkranken können oder am Multi-Entzündungssyndrom.

Angst vor der Impfung statt Angst vor dem Virus

Hauptgrund für die Impfskepsis ist nach wie vor, dass viele besorgt sind, ob der Impfstoff auch sicher ist und ob er überhaupt schützt. Hinzu komme der Glaube an das eigene Immunsystem. Viele Menschen fühlen sich auch nicht hinreichend informiert.

Die Impfskepsis habe zwar abgenommen im Vergleich zum Vorjahr – aber da ist sie immer noch, sagt Julia Partheymüller vom Austria Corona Panel.

Etwa ein Drittel der jetzt noch nicht Geimpften wartet noch auf einen anderen Impfstoff. Sobald es möglich ist, müsste man entweder diesen anderen Impfstoff besorgen, sagt Partheymüller, oder vielleicht noch einmal mit den Menschen sprechen, ob für sie nicht doch die jetzt vorhandenen Impfstoffe in Frage kommen können. Eine weitere – bereits in anderen Ländern erprobte – Möglichkeit wäre, diese Personen direkt mit einem Terminvorschlag anzuschreiben.

Nur gemeinsam ist die Krise lösbar

Eines ist klar: Die Information insgesamt ist deutlich ausbaufähig, auch die Harmonisierung Bund-Länder, wer kommuniziert was – das alles zerfasere regelrecht, es sei nicht konsequent und nicht genug abgestimmt, so die Wissenschaftlerin – hier sieht sie noch viel Potential, nämlich wenn man vermitteln könne, dass alle an einem Strang ziehen.

Besonders hoch ist übrigens die Bereitschaft, sich die dritte Impfung verabreichen zu lassen: Drei Viertel der Befragten sind hier dabei. Doch auch hier könnte man die Impfquote erhöhen – etwa indem man den Betroffenen einen Brief schickt mit einem konkreten Datum: „Dann bist du dran, dann ist es für dich empfohlen.“

Bei der Kinderimpfung ist es immerhin ein Drittel aller Eltern, die ihr Kind sofort impfen lassen würden. Doch auch hier müsste die Information intensiviert werden, sagt Julia Partheymüller. Und man müsste genügend Termine bereitstellen – damit alle, die die Impfung bekommen wollen, sie auch bekommen können.