Eine Ärztin zieht eine Coronavirus-Impfung auf
AFP – JACK GUEZ
AFP – JACK GUEZ

Abnehmender Impfschutz spricht für Auffrischung

Immer mehr Studien weisen auf einen Rückgang des Impfschutzes vor schweren Coronavirus-Verläufen nach mehreren Monaten hin. So nimmt der Schutz einer schwedischen Untersuchung zufolge nach einem halben Jahr stark ab. Drittimpfungen speziell von Risikogruppen auf breiter Front sind deshalb besonders wichtig.

Ein Team um Peter Nordström von der Universität Umea hatte schwedische Daten von mehr als 800.000 Geimpften und genauso vielen Ungeimpften für eine Studie ausgewertet. Die Forscher und Forscherinnen kommen zu dem Schluss, dass der anfangs sehr gute Schutz vor symptomatischen Infektionen nach mehreren Monaten deutlich nachlässt. Beim Biontech/Pfizer-Impfstoff, den hierzulande mit Abstand die meisten geimpften Menschen erhalten haben, ist er nach rund sieben Monaten demnach kaum noch gegeben. Bei der bereits Ende Oktober erschienenen Studie handelt es sich um ein sogenanntes Preprint – es ist also noch nicht von Fachleuten komplett begutachtet und noch in keinem Fachjournal erschienen.

Besonders bei Vorerkrankungen

Mit Blick auf schwere Verläufe – also Klinikeinweisungen und Todesfälle – sinkt die Effektivität über alle Impfstoffe hinweg von anfangs 89 Prozent auf 42 Prozent nach sechs Monaten. Der Effekt sei besonders bei gebrechlichen älteren Menschen und Patienten mit Vorerkrankungen zu beobachten. Den schwedischen Forschern und Forscherinnen zufolge untermauern ihre Ergebnisse die Notwendigkeit von Auffrischungsimpfungen – insbesondere für Hochrisikogruppen.

Für Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, zeigt die Studie an sich nichts Neues. „Der Schutz vor Infektion lässt mit der Zeit nach. Der Schutz vor schwerer Erkrankung ist deutlich stabiler, lässt zwar auch etwas nach, aber nicht so stark.“ Die schwedische Untersuchung sei aber „in Bezug auf die Stärke des Abfalls sicherlich ein Extrembeispiel“. Zahlreiche andere Studien zeigten auch einen Rückgang der Wirksamkeit, aber einen nicht so starken. Die höheren Werte in der schwedischen Untersuchung könnten durch methodische Faktoren erklärt werden.

Andere Studien mit unterschiedlichen Abfallraten des Infektionsschutz zeigte der US-Mediziner Eric Topol vor Kurzem in einem Tweet:

Sebastian Ulbert, Impfstoffexperte vom Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie, warnt: „Man kann sich auf solche Prozentzahlen nicht festnageln“. Zu viele Parameter spielten bei der Durchführung einer solchen Datenbank-basierten Untersuchung eine Rolle. Dennoch sei mittlerweile klar, dass der Impfschutz mit der Zeit nachlasse – insbesondere bei älteren Menschen und Vorerkrankten. Diese müssten schnell eine Auffrischungsimpfung bekommen. „Das hat jetzt Priorität.“ Auch beim Booster sei aber mangels verfügbarer Daten noch nicht klar, wie lange der Impfschutz bei Risikogruppen hält.