Ein Kind beim Gurgeltest
APA/GEORG HOCHMUTH
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Coronavirus

Hohe Dunkelziffer bei Infektionen von Kindern und Jugendlichen

Jede zweite Coronavirus-Infektion blieb in der Vergangenheit bei Kindern und Jugendlichen unentdeckt. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie aus Wien. Fachleute plädieren deshalb dafür, das PCR-Test-System in Schulen weiter auszubauen.

Untersucht wurde im Rahmen der LEAD-Studie eine Stichprobe von Kindern und Jugendlichen in Wien. Im Schnitt waren rund zehn Prozent der Sechs- bis 20-jährigen durch Tests in der Schule bereits als infiziert erkannt worden. Bei den bisher scheinbar nicht Infizierten wurden Antikörpertests gemacht. Und dabei zeigte sich: Auch hier waren weitere zehn Prozent bereits infiziert worden, ohne es zu wissen.

Antigen-Tests unzuverlässig

Marie Kathrin Breyer, stellvertretende Institutsleiterin des Ludwig Boltzmann Instituts für Lungengesundheit und Studienleiterin, führt das auf die Unzuverlässigkeit von Antigentests zurück. Denn zum Zeitpunkt der Studie, im Oktober 2021, wurden die Kinder häufig noch Antigen- und nicht PCR-getestet. Die Antigentests seien nämlich bei den asymptomatisch Infizierten nicht zuverlässig, so Breyer. Deswegen sei es „absolut wichtig und auch von unserer wissenschaftlichen Seite zu unterstützen, dass die PCR-Tests jetzt weiter bestehen bleiben und dass am besten nicht nur einmal, sondern zweimal die Woche getestet wird – und das nicht nur in Wien, sondern in ganz Österreich“, so Breyer.

Long Covid auch bei Kindern ausgeprägt

Österreichweit vermutet Breyer eine weitaus höhere Dunkelziffer bei den unerkannten Infektionen. Es sei enorm wichtig, auch solche Infektionen zu erkennen, die symptomfrei sind. Denn die Kinder können trotzdem andere infizieren. Außerdem weisen immer mehr Studien darauf hin, dass Kinder auch mit asymptomatischen Verläufen Wochen nach der Infektion Long-Covid-Symptome zeigen können – also Konzentrationsschwierigkeiten, Aufmerksamkeitsstörungen, aber auch Kopfschmerzen, so Breyer.

Laut einer Studie der Agentur für Ernährungssicherheit und Gesundheit (AGES) und der Medizin Universität Universität Graz wurden bei elf Prozent der Kinder solche Long-Covid-Symptome beobachtet, wobei ältere Kinder häufiger als jüngere Kinder betroffen waren.

Antikörpertests meistens nicht sinnvoll

Für die Wissenschaft sind Antikörperbestimmungen aufschlussreich. Doch im privaten Bereich rät Breyer von Antikörpertests bei Covid-19 ab. Sie sagen wenig bis nichts über den Immunschutz aus, meint sie. So gebe es Menschen mit einem niedrigen Antikörperstatus, die trotzdem scheinbar gut geschützt seien, und andererseits würden auch Menschen mit einem hohen Antikörperniveau schwer erkranken. Es fehle bisher an einem weltweiten Referenzsystem, und die Antikörpertests für Covid-19 seien bisher schwer vergleichbar, so Breyer.

Auch für die dritte Impfung seien vorherige Antikörpertests nicht nötig, so Marie Kathrin Breyer: „Auch wenn Sie ein hohes Antikörperniveau haben und sich mit einer Impfung boostern lassen, können sie nicht ein zu hohes Antikörperniveau haben. Die Antikörper werden einfach wieder abgebaut, es gibt hier keine Nebenwirkungen, die irgendwie einen Schaden anrichten können."