Eine blaue Mauerbiene
Umwelt

Giftstoffe schaden Bienen über Generationen

Giftstoffe aus der Landwirtschaft machen Bienen zu schaffen, und zwar über Generationen hinweg, wie eine neue Studie zeigt. Bienen, die im Larvenstadium mit einem Pflanzenschutzmittel der Gruppe der Neonicotinoide in Berührung kamen, pflanzten sich später viel schlechter fort als andere.

Das berichten Clara Stuligross und Neal Williams von der University of California in einer Studie, die soeben in der Fachzeitschrift „PNAS“ erschienen ist. Relativ gut erforscht seien die direkten Auswirkungen der Pestizide auf Bienen und andere Insekten, weniger gut hingegen der Einfluss über Lebensphasen und Generationen.

30 Prozent weniger Nachwuchs

Um das zu ändern, haben die Forscherin und der Forscher zwei Jahre lang Experimente mit Blauen Mauerbienen gemacht – einer in Nordamerika verbreiteten Wildbienenart. Im ersten Jahr setzten sie Bienenlarven Imidacloprid aus, einem Giftmittel aus der Klasse der Neonicotinoide, nicht aber im darauffolgenden Jahr. Dennoch erzeugten die Bienen in diesem Jahre 30 Prozent weniger Nachwuchs als eine pestizidfreie Vergleichsgruppe.

Kamen die Insekten in beiden Jahren öfter mit dem Giftstoff in Berührung, erhöhte das die negative Wirkung auf Reproduktion und Wachstum der gesamten Population. Der schädliche Effekt verschleppe sich auf die nächste Generation, schreiben Stuligross und Williams. Das weise darauf hin, dass „Bienenpopulationen mehrere Generationen brauchen, um sich von einer einzigen Berührung mit Imidacloprid zu erholen“. Feldversuche über noch mehr Jahre hinweg seien nötig, das zu klären.

Notfallzulassungen in der EU

In der Europäischen Union dürfen Neonicotinoide wie Imidacloprid (aber auch Clothianidin, Thiamethoxam und Thiacloprid) seit 2018 nicht mehr im Freien eingesetzt werden. Über eine Notfallzulassung haben einige Länder sie für den Einsatz bei Zuckerrüben aber wieder erlaubt – auch Österreich. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kam vor Kurzem zu dem Schluss, dass diese Notfallzulassungen begründet waren.